ISSN:
1432-0886
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
,
Medicine
Notes:
Zusammenfassung An Spermatocyten der Feldgrille wird gezeigt, daß die Chromosomen in der ersten Anaphasehälfte an der Spindelansatzstelle mit der Teilungsspindel unter Mitwirkung einer, ihrem färberaschen Verhalten nach nur den Chromosomen zuzuordnenden Substanz in Verbindung steht. Diese wird als Migrationsstoff bezeichnet. Sie wurde mit Safranin und mit Eisenhämatoxylin dargestellt. Die Feulgensche Reaktion ergab, daß sie keine Thymonukleinsäure enthält, woraus auf eine nahe Beziehung izum ebenfalls nukleinsäurenegativen Centromer geschlossen wird. An Hand der histologischen Befunde und der vorliegenden Literatur wird darauf hingewiesen, daß die Äquatorialspindel („Stemmkörper“) lediglich als ein Umwandlungsprodukt der Metaphasespindel aufzufassen ist. Im Gegensatz zum entsprechenden Abschnitt der Metaphasespindel, die gelartige Konsistenz und eine relative feste Oberfläche gegenüber dem umgel enden Cytoplasma aufweist, sind in der Äquatorialspindel der Feinbau sowie die Oberfläche verändert. Dafür sprechen: 1. Das Verschwinden der Doppelbrechungserscheinungen im äquatorialen Spindelabschnitt mit Fortschreiten der Anaphase (am lebenden Objekt). 2. Die geringere Widerstandsfähigkeit der Äquatorialspindel gegen Deformierung durch Zentrifugieren. 3. Die Veränderungen der Spindelfasern, gezeigt am fixierten und gefärbten Objekt, die bis zu einem vollkommenen Verschwinden in der späten Anaphase führen können. 4. Die Längenzunahme der Äquatorialspindel bei vielen Objekten, die von der zweiten Hälfte der Anaphase an einsetzt. Das angeführte Befundmaterial führt zur Annahme, daß die Äquatorialspindel durch Verquellunigs- bzw. Auflösungsvorgänge (Hydratation) aus der Metaphasespindel hervorgeht. Da diese Veränderungen am Spindelkörper erst auftreten, nachdem die Chromosomen über den betreffenden Spindelabschnitt gewandert sind, wird vermutet, daß die Hydratation durch den Migrationsstoff entweder direkt (fermentativ) oder indirekt (katalytisch) bewirkt wird. Unter der Voraussetzung, daß der Migrationsstoff an gewissen festen Oberflächenstellen der Spindel adsorbiert ist, wird gezeigt, daß er (siehe auch Modellversuche) von Stellen bereits in Lösung begriffener Oberflächen zu Stellen noch unveränderter Oberfläche wandern muß. Diese Adsorptionskräfte werden, eine feste Verbindung zwischen Chromosom und Migrationsstoff vorausgesetzt, als Ursache der selbständigen Chromosomenbewegung (wie wir sie besonders in der ersten Hälfte der Anaphase finden) angesehen. Für die zweite Hälfte der Anaphasebewegung der Chromosomen wird bei dem gewählten Untersuchungsobjekt eine Streckung der Äquatorialspindel aufgezeigt. Es wird an Hand von einigen bekannten cytologischen Tatsachen die kausalanalytische Verwendbarkeit der Migrationsstofftheorie dargetan.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00319482
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