ISSN:
1432-220X
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Geography
Notes:
Konfliktfeld “Großstadtregion” Die Konflikte, die der Arbeitsteilung zwischen Großstädten und ihrem Umland anhaften, beschäftigen die räumliche Forschung und Planungspraxis bereits seit Jahrzehnten. Sowohl Kernstädte als auch Umlandgemeinden beanspruchen für sich, zugunsten des jeweils anderen im Nachteil zu sein. Die einen argumentieren damit, Arbeitsplätze und Infrastruktureinrichtungen für die gut verdienende, ins Umland abgewanderte Bevölkerung bereitzustellen. Statt eines Ausgleichs müßten sie auch noch überdurchschnittlich hohe Transferleistungen für die eigenen finanzschwächeren Bevökerungsgruppen aufbringen. Die anderen verweisen darauf, daß sie als Lieferant natürlicher Ressourcen eine dienende Funktion für überlastete Großstädte ausüben. Neuere Untersuchungen zu Stadt-Umland-Beziehungen aus dem Jahr 1996 (vgl.BfLR1996) belegen eindrucksvoll, daß die Konflikte im Stadt-Umland-Kontext so einfach nicht aussehen. Das Umland hat sich im Laufe der (in den alten Ländern) seit den 60er Jahren anhaltenden Suburbanisierungsprozesse sozial und funktional ausdifferenziert. Ebensowenig, wie die generelle Tendenz einer zentrifugalen “Suburbanisierung des Reichtums” nachgewiesen werden kann, zeigt sich das Umland per se als Ressourcenlieferant. Statt dessen lassen sich Umlandbereiche unterscheiden, die bereits ähnlich hoch verdichtet sind wie die Kernstädte oder durch ihr starkes Bevölkerungs- und Beschäftigtenwachstum darauf zustreben, und solche, die weniger verdichtet und dynamisch sind und die Kernstädte bzw. die hochverdichteten Bereiche innerhalb der Großstadtregionen mit Wasser versorgen oder Naherholungsmöglichkeiten für die Region bereitstellen. Außerdem sind in einigen – gleichwohl längst nicht in allen ‐ Bereichen Konfliktlösungsansätze zu beobachten. Interessant ist an diesen Lösungsansätzen, daß nicht nur Konflikte zwischen Gemeinden entschärft werden. Es zeigt sich zudem eine Annäherung an eine nachhaltige Regional- bzw. Stadt-Umland-Entwicklung. Diese Übereinstimmung ist darauf zurückzuführen,, daß Konflikte zwischen Kernstädten und Umlandgemeinden oft gleichzeitig Konflikte zwischen der räumlichen Entwicklung und den Belangen einer nachhaltigen Raum- und Siedlungsentwicklung anzeigen. Das gilt beispielsweise, wenn der Ressourcenschutz innerhalb der Kernstädte und der verdichteten Umlandbereiche vernachlässigt wird, weil man sich auf die Ressourcenentnahme im weiteren Umland verlässt und dadurch dort Entwicklungsmöglichkeiten einschränkt. Wohlwissend, daßdie aufgefundene Übereinstimmung zwischen interkommunalen Konfliktlösungsansätzen und einer nachhaltigen Entwicklung nicht zwangsläufig ist, bereitet sie doch einen Ausgangspunkt zur Suche nach weiteren Wegen, die eine nachhaltige Stadt-Umland-Entwicklung zum Ziel haben. In dem vorliegenden Beitrag wird erstens versucht, solchen weiteren Wegen durch die Formulierung von Prinzipien einer nachhaltigen Stadt-Umland-Entwicklung eine Orientierung zu geben. Zweitens werden zu beobachtende Übereinstimmungen zwischen interkommunalen Konfliktlösungsansätzen und einer nachhaltigen Entwicklung in ihrer Funktion als potentielles Startkapital für weitere Schritte hinterfragt.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/s005489970014
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