ISSN:
1432-1351
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
,
Medicine
Notes:
Zusammenfassung 1. Infantile, juvenile und adulte Männchen von Lebistes reticulatus (Pisces, Cyprinodontae) wurden mit Röntgenstrahlen (Dosen: 500, 1000, 2000, 3000 und 4000 r) bestrahlt. Die histologische Untersuchung der bestrahlten Tiere ergab folgendes: a) Das empfindlichste Stadium der Spermatogenese sind die sekundären Spermatogonien. Im Vergleich dazu erweisen sich Spermatiden und Spermien und (im Gegensatz zu vorliegenden Literaturangaben) auch die Spermatozyten I. und II. Ordnung sowie die Reifeteilung als relativ strahlenresistent. b) Die Empfindlichkeit der Spermatogonienzysten ist um so größer, je älter sie sind. Durch selektiven Ausfall der empfindlichsten Stadien entsteht im Spermatogenesezyklus eine Lücke, die mit steigender Dosis immer größer wird, bis nur noch Primärspermatogonien und Reifungsstadien von der Meiose ab vorhanden sind. c) Die Primärspermatogonien (Urspermatogonien und Zysten mit 2–32 Zellen) bleiben äußerlich unverändert, solange sie sich nicht teilen. Bei einem Teil dieser Zellen erweist sich jedoch bei der nächsten Zellteilung der Kernapparat als gestört (Chromosomenstörungen = sog. Sekundäreffekte). Die Zahl der geschädigten Zellen ist dosisabhängig. Der Zeitpunkt des Wiederauftretens normaler (vom Sekundäreffekt ungeschädigter) Spermatogonienmitosen und damit der Wiederbeginn der Spermatogenese schiebt sich mit zunehmender Dosishöhe immer weiter hinaus. Infolgedessen kann es vorübergehend zu einer Depopulation des Hodens kommen. d) Die somatischen Hodenelemente sind sehr strahlenresistent. Abgestorbene Zellen des Keimepithels werden von den Wandzellen der Zyste (Sertolizellen) resorbiert. 2. Neben den von anderen Objekten her bekannten Formen der Zellschädigung (Frühbzw. Sekundäreffekte, Kernpyknosen usw.) wurden Spätschäden an den aus bestrahlten Primärspermatogonien hervorgegangenen Zysten beobachtet. Diese betreffen alle Abkömmlinge einer bestrahlten Mutterzelle und können sowohl im diploiden Zustand (in älteren Spermatogonienzysten) wie auch im haploiden Zustand bei der Spermienbildung auftreten. Die Strahlenschädigung einer Zelle kann also über mehrere Zellteilungen hinweg latent weitergegeben werden („heredozelluläre Wirkung“). 3. Ein „Mitosestop“ von längerer Dauer wurde auf keinem Stadium der Spermatogenese beobachtet. 4. Bei Dosen über 1000 r wurden in den ersten 2–3 Wochen nach der Bestrahlung Hautschäden (Verfärbung, Nekrosen) und andere somatische Schäden beobachtet. Diese klingen (sofern sie nicht tödlich sind) verhältnismäßig rasch wieder ab und beeinflussen die Reaktion des Hodens anscheinend nicht wesentlich. 5. Bei gleichbleibender Dosis ist die Wirkung auf den juvenilen Hoden um so geringer, je jünger die Fische sind. Dagegen sind die Jungfische gegenüber den somatischen Schäden sehr viel empfindlicher als geschlechtsreife Männchen.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00343748
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