ISSN:
1432-0878
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
,
Medicine
Notes:
Zusammenfassung 1. Bisher war es wegen der optischen Homogenität des Cytoplasmas nicht möglich, Leukozyten im lebenden Zustand eindeutig diagnostisch festzulegen. Nun gelang die Lebenddiagnose mit Hilfe des Mikro-Zeitrafferfilms und der Phasenkontrastoptik an den Zellelementen aus der Körperflüssigkeit einiger einheimischer Amphibien. Als Kriterien fanden intrazelluläre Strukturen und bewegungsphysiologisches Verhalten Berücksichtigung. Gegenüber dem bisherigen Verfahren einer Diagnose am fixierten Material erwies sich die Lebenddiagnose durch die Anwendung einer weitaus größeren Zahl von Merkmalen als bedeutend genauer. Außerdem hat sich durch diese Methode ein Weg gefunden, bisher nicht mögliche vergleichende Untersuchungen an den Leukozyten verschiedener Tierklassen im Bereich der Vertebraten und Evertebraten vornehmen zu können. 2. Mittels der genannten Technik gelang es, in der Körperflüssigkeit der untersuchten Amphibien morphologisch 9, bewegungsphysiologisch 11 verschiedene, frei bewegliche Hämatozyten bzw. Histiozyten festzustellen. Die einzelnen Zelltypen sind: Statischer Lymphozyt, kinetischer Lymphozyt, große Rundzelle, kompakter segmentkerniger Leukozyt, metaboler segmentkerniger Leukozyt, eosinophiler Leukozyt, baso philer Leukozyt, Monozyt, Makrophage, Fibroblast, Riesenzelle. 3. Der statische Lymphozyt ist ein wahrscheinlich cytogenetisch juveniler Sub-Typus, der noch keine aktive Amöboidbewegung aufweist, während der kinetische Lymphozyt aktiver Bewegung fähig ist. Die große Rundzelle wurde als selbständiger, von den Lymphozyten unabhängiger Zelltyp erkannt. Kompakte und metabole Form der segmentkernigen Leukozyten sind zwei bewegungsphysiologisch nicht ineinander übergehende, rein färberisch jedoch nicht zu sondernde Zellen, die nur im Leben unterschieden werden können. Die übrigen Zelltypen erwiesen sich als den in der Hämatologie bereits bekannten gleichartig, obwohl es gelang, auch bei ihnen in bezug auf Kernform, intrazelluläre Strukturen, Bewegungsweise, Ausbildung der Pseudopodien usw. eine Reihe neuer Beobachtungen zu machen. 4. Der bei allen Zelltypen bei Anwendung der Phasenkontrastoptik deutlich sichtbare Kern weist stets eine die Kernmembran andeutende Kontur und dunkle Chromatinkomplexe auf, deren schollige oder gerüstartige Anordnung typenspezifisch ist. Lininnetze haben sich als Artefakte erwiesen. 5. Entgegen der in der Hämatologie bisher verbreiteten Annahme von der relativen Pormkonstanz des Kernes erwies sich dieser im Mikro-Zeitrafferfilm bei fast jedem Zelltyp als außerordentlich formveränderlich, was entweder durch Strömung des perinukleären Cytoplasmas bedingt ist oder gelegentlich auf eine von der sichtbaren Bewegungsweise der Gesamtzelle unabhängige aktive Kernmetabolie zurückzuführen ist. 6. Als Bewegungsmodi der verschiedenen Leukozytentypen der Amphibien konnten durch Filmanalyse Fontäneströmung und Rollbewegung festgestellt werden, als bewegungsauslösende Faktoren Kontraktionen im „Zellanhang“, der ektoplasmatische „Kontraktionsring“ und weiterhin ento-ektoplasmatische Phasenänderungen. Jeder Zelltyp weist einen eigenen Bewegungsmodus auf. 7. Neben lobosen und filosen Pseudopodien gelang es, bei verschiedenen Zelltypen membranöse Fortsätze und kragenförmige lamelläre Pseudopodien nachzuweisen. 8. Die in der Hämatologie aus gefärbten Blutpräparaten in der Zellentwicklung erschlossenen wachstumsbedingten Veränderungen der Kernform zwischen Myelozyten, Metamyelozyten und reifen Leukozyten konnten bei den Amphibien als Ergebnis einfacher Kernmetabolie richtiggestellt werden; diese ist auf Gestaltveränderungen der Gesamtzelle zurückzuführen. Somit stellen Formveränderungen des Kerns keine Kriterien für die Cytogenese der Amphibienleukozyten dar.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00360505
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