ISSN:
1439-0361
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
Notes:
Zusammenfassung 1. Die Vögel besitzen Empfindungen für alle vier Geschmacksqualitäten: salzig, sauer, bitter, süfs. 2. Die untere Reizschwelle der (äufserlich feststellbaren) Geschmacksempfindungen liegt fastähnlich wie beim Menschen, also viel tiefer, als die geringe Zahl der Geschmacksknospen vermuten läfst. 3. Innerhalb der Familien sind die Grenzwerte der Empfindungen sehr ähnlich. 4. Die Geschmacksempfindlichkeit ist bei Vögeln im allgemeinen nicht der Zahl und Differenzierung der Geschmacksknospen parallel. Tauben mit besonders geringer Zahl von Geschmacksknospen sind nicht viel weniger geschmacksempfindlich als die Papageien, welche die höchsten Zahlen von Geschmacksknospen aufweisen. 5. Zwischen der systematischen Stellung eines Vogels und seiner Geschmacksempfindlichkeit besteht ebenfalls keine direkte Beziehung. 6. Die Ernährungsweise scheint dagegen die Geschmacksempfindungen wesentlich zu beeinflussen. So ist die Unterempfindlichkeit der meisten Vögel für Bittergeschmack wohl auf die Gewöhnung an bitter schmeckende Nahrung (viele Sämereien, Insektensekrete) zurückzuführen. 7. Die Geschmacksqualität süfs ist allgemein im Vogelreich mit positiver Gefühlsbetonung verbunden. Diese Parallelität zu den Säugetieren widerlegt die Annahme, dafs die positive Gefühlsbetonung durch den süfsen Geschmack der Muttermilch entstanden sei.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF01906226