ISSN:
1432-234X
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
Notes:
Zusammenfassung 1. Zahlreiche phänologische Kurven aus den Jahren 1964 und 1965 (Abb. 1–3 u. 7–10) zeigen das Auftreten der einzelnen Entwicklungsstadien von R und C. Im Frühjahr verlassen die Jungspinnen den Kokon und häuten sich 4ma1, bis sie in beiden Geschlechtern, überraschenderweise die ♀♀ vor don ♂♂, im Herbst des gleichen Jahres die Reife erlangen. Sie überwintern adult und kopulieren bevorzugt im Februar (C-Spinnen, Aktivitätsmaximum der C-♂♂ bzw. im März (R-Spinnen, Aktivitätsmaximum der R-♂♂. Zahlreiche R- und C-♀♀, die ich von Oktober 1964 bis einschließlich Januar 1965 fing, waren unbegattet, die nach der Schneeschmelze (ab 18. 3. 65) gefangenen ♀♀ dagegen alle begattet. Meines Erachtens kopuliert Macrargus unter dem Schnee (S. 337). 2. Die Kältestarretemperatur von Macrargus (R und C) lag bei −4,6° C. Die Vorzugstemperaturzone der adulten R- und C-Tiere erstreckte sick von −1° C bis +3,5° C mit einem deutlichen Gipfel bei +0,8° C. Die Hitzestarre trat bei R (Mittelwert: 39,35° C) um durchschnittlich 2,9° C eher ein als bei C (1VEttelwert: 42,25° C). Damit stellte sich, im Gegensatz zur Kältestarretemperatur und Vorzugstemperaturzone, ein klarer Unterschied im Verhalten der R- und C-Tiere heraus (S. 349). Schon geringe Kältegrade und wenige Stunden Kälteeinwirkung töteten im Kühlschrank die winterreifen Arten Macrargus (R und C) und Centromerus silvaticus (Tabelle 2). Wie bereits die Versuche zur Kälteresistenz von R und C zeigten, wäre es verkehrt, these winterreifen Spinuen des Centromerus silvaticus-Typs durch besondere Kalteresistenz zu charakterisieren (S. 357). 3. Die Temperatur ist im Macrargus-Biochorion im Winter unter der Schneedecke sehr ausgeglichen (Tabelle 3). Die mittlere Temperatur lag während der 14tägigen Beobachtungszeit bei 0° C (S. 358). 4. Die von mir und von v. BROEN (briefl.) bei Centromerus silvaticus festgestellte Populationsdezimierung versuche ich mit der Wirkung sehr kalter und schneeloser Tage bzw. Nachte zu erklären (Tabelle 5). Meiner Meinung nach wirkten die kurzzeitigen Kälteperioden der Winter 1955/56, 1958/59 und 1963/64 außergewohnlich stark dezimierend auf die Centromerus silvaticus-Population (S. 362). 5. Im Labor legten die R- und C-Spinnen Deckennetze an, wie she für die Linyphiiden charakteristisch sind; die Stolperfaden über und die Spannseile unter der Decke waren jedoch in geringerer Zahl vorhanden. Die Jungspinnen vergöroßerten mit zunehmendem Alter die gleichzeitig waagrechter werdende Netzdecke und fertigten in der Regel nach der 2. Htg. das für erwachsene Macrargun typische Netz (Abb. 17). Im Freiland legten R und C ihre Netze in einer Höhe der Moos-Streu-Schicht an, die ca. 2 cm unter dem. Niveau der Moospflanzchenspitzen begann und sich verschieden welt bodenwarts erstreckte (Abb. 18) (S. 364). 6. Macrargus zeigte ein sehr plastisches Beutefangverhalten, wie es vielleicht für alle Bodenspinnen bezeichnend ist. Er nahm alle Beutearten an, die an Größe, Gewicht und vor allem Durchdringbarkeit der Epidermis in sein verglichen mit höher organisierten Linyphiiden weites Beuteschema paßten. Gegenüber allen Nahrungsobiekten zeigte Macrargus grundsätzlich dasselbe Fangverhalten. Meines Erachtens stellen die Collembolen innerhalb aller Bodenarthropoden die wichtigsten Beutetiere für Macrargus tar (S. 369). 7. Mit zwei Paarungsberichten über Macrargus liegen die ersten sexualbiologischen Untersuchungen der Centromereae, der nach Wiehle (1956) zweiten Familiengruppe der Linyphiiden, vor. Das Paarungsverhalten der R- und C- Tiere war weitestgehend gleich and entspricht grundsätzlich dem. der bisher beobachteten Linyphiiden (Tabelle 7). Bei Macrargus ist hervorzuheben, daß die ♂♂ 3mal Sperma abgaben, und zwar - wie Ostearius melanopygius und Drapetisca socialis - ohne einen Ortswechsel vorzunehmen. Die Paarung zwischen einem C-♂ und einem R-♀ beweist, daß die festgestellten Größenunterschiede der R-und C-Emboli (Tabelle 6) nicht ausreichten, um diese Paarung zu unterbinden. Die dabei unbefruchtet gebliebenen Eier legen jedoch die Vermutung nahe, daß in der Sexualbiologie zwischen R und C doch bereits ein wirksamer Isolationsmechanismus ausgebildet ist (S. 378). 8. Den Entwicklungsverlauf von R babe ich in Zimmertemperatur an 112 Jungspinnen ab Verlassen des Kokons verfolgt. Ihre Entwicklung verlief auffallend gleichmdßig und übersichtlich (Tabelle 8 und 9). ♂♂ und ♀♀ machten bis zum Erreichen der Geschlechtsreife im September/Oktober 4 Häutungen außerhalb des Kokons durch. Die mittlere Gesamtentwicklung vom Ei bis zum adulten Stadium betrug bei insgesamt 17 R-Tieren 147,9 Tage, also ca. 5 Monate. Abb. 22 zeigt die Häutungsabstände und die jeweilige Größenzunahme während der Gesamtentwicklung von R und unter beibehaltenen Häutungsabständen für C. Das Wachstum verlief bei R und C sehr ähnlich. Bei im Freiland gefangenen 2. Htg.-Tieren lagen zwischen letzter und vorletzter Htg. weniger Tage als bei den vom Ei ab aufgezogenen Spinnen (Tabelle 11). Daraus schließe ich, daß dieser Häutungsabstand im Freiland ebenfalls kürzer ist. Die Entwicklungsgeschwindigkeit der R-Jungtiere nahm mit Erhöhung der Umgebungstemperatur zu. Bei 4° C entwickelten sich die Spinnen nicht weiter, bei 8° C stagnierte die Entwicklung sehr bald, und bei 15° C dauerte sie immer noch sehr viel länger als in Zimmertemperatur (Tabelle 12) (S. 395). 9. Die Häutungsintervalle im Labor unterschieden sich bei C nur unwesentlich von denen von R. In beiden Beobachtungsjahren erlangte C im Freiland 1–2 Wochen später als R die Reife. Subadult gefangene C-Tiere wurden ebenfalls später reif als die subadulten R-Tiere (Tabelle 16). Einen Teil der im Herbst und Winter 1964/65 gefangenen C-Jungtiere hielt ich bei Zimmertemperatur bzw. niedrigeren Temperaturen (Tabelle 17–19). Von 71 im Zimmer gehaltenen 2. Htg.-Tieren machten bis einschließlich April 1965 (Ende der Kopulationszeit) 23 C-♀♀ aber kein C-♂ die Reifehäutung durch. Mehrere 2. Htg.- sowie subadulte C-Tiere, die ich vom 23. 10. 64 bis 20. 3. 65 bei 4° C gehalten hatte, entwickelten sich erst nach Erhöhung der Umgebungstemperatur auf 15° C weiter (Tabelle 19). Von den nach der Schneeschmelze 1965 gefangenen und im Zimmer gehaltenen Individuen verschiedener R-und vor allem C-Entwicklungsstadien erreichte ein Teil im September/Oktober (phänologisches Maximum) die Reife (Tabelle 20 und 21). Verglichen mit dem Vorjahr traten im Herbst und Winter 1965/66 sehr wenige C-Jungtiere auf (S. 405). 10. Zwischen R und C traten bezüglich der Lebensdauer keine nennenswerten Unterschiede auf (Abb. 25–29). Überraschenderweise zeigte sich, daß die R- und C-♂♂ in Zimmertemperatur und besonders bei 4° C (wo sie sogar die ♂♂ überlebten) relativ lange lebten. Hierin liegt vielleicht ein Merkmal vieler Linyphiiden und Micryphantiden. Bei Macrargus unterschied sich die Nahrungsaufnahme der ♂♂, und vor und nach der Reifehäutung nicht, was wahrscheinlich daraus zu erklären ist, daß Reifehäutungs- und Kopulationszeit 5–6 Monate auseinander liegen (S.411). 11. Die begatteten ♂♂ bauen nach der Schneeschmelze ihre Kokons. Abb. 30 zeigt die Beziehung zwischen Jahreszeit und Zahl der monatlich gefertigten Kokons für 24 R-♀♀ bzw. 22 C-♀♀ R und C bauten im Mai die meisten Kokons. Vom 21. 11. 64 bin 27. 1. 65 gefangene R- und C-gingen unbegattet in Zimmertemperatur ranch zum Kokonbau über (Tabelle 25 und 26). In Tabelle 27 habe ich die mittleren Kokonbauabstände der im Zimmer gehaltenen begatteten und unbegatteten R-und C-♀♀ gegenübergestellt. Unbegattete R-♀♀ bauten in der Regel erst nach Erhöhung der Umgebungstemperatur von 4° C bzw. 8° C auf 15° C Kokons (Tabelle 28 und 29). Bei 15° C gehaltene R- und C-♀♀ bauten ihre Kokons in großeren Abständen als die in Zimmertemperatur beobachteten. In Tabelle 30 habe ich die Kokonbaudaten der beiden R-♀♀ deren Kopulation ich beobachtete, zusammengestellt (S. 415).
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00390903
Permalink