ISSN:
1432-234X
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
Notes:
Zusammenfassung 1. Das Hirn der Hermione hystrix zeigt eine weitgehende Zentralisierung insofern als die einzelnen Hirnteile nicht wie bei anderen Polychäten lokal getrennt sind, sondern zu einem einheitlichen Organ von der Gestalt etwa einer bikonvexen Linse zusammentreten. 2. Die einzelnen Hirnteile treten also niemals an die betreffenden Sinnesorgane direkt heran, sondern entsenden zu ihnen Nerven. 3. Dieses lokale Abrücken der Hirnteile von der Kopfoberfläche bedingt eine vollständige Trennung des Hirns von der Hypodermis; das Hirn ist vollkommen von einer Neurogliahüllsubstanz umgeben. 4. Die Zentralisierung des Hirns stört aber eine weitgehende Differenzierung, die der hohen Organisation des Tieres entspricht, nicht. Es finden sich bei Hermione hystrix nicht nur die den Polychäten eigene Dreiteilung des Hirns: Vorderhirn, Mittelhirn, Hinterhirn wieder, sondern jeder dieser Abschnitte zeigt entsprechend der Differenzierung seiner Aufgabe auch eine morphologische Differenzierung. So zerfällt das Vorderhirn in drei Abschnitte: 1. das Zentrum des vorderen Sinnesepithels; 2. das sensible Palpenzentrum und 3. das stomatogastrische Nervenzentrum. Das Mittelhirn zeigt einen inneren und einen äußeren Teil, von denen ersterer wiederum eine, wenn auch unvollkommene Teilung aufweist. Die Innervierung der den mittleren Hirnabschnitten zugeteilten Sinnesorgane geschieht nur vom inneren Mittelhirn aus. Auch das Hinterhirn besteht aus zwei unvollkommen getrennten Abschnitten. Doch ist hier, bei dem kleinsten Hirnganglion, eine lokale Differenzierung seinen Aufgaben entsprechend (sensible Innervierung des Nuchalorgans und Entsendung des Nerven zum hinteren Sinnesepithel) scheinbar nicht scharf durchgeführt. 5. Histologisch ist im Hirn, abgesehen von der typischen Scheidung der Hirnrinde und der zentralen Hirnmasse innerhalb der Ganglien festzustellen, daβ das äuβere Mittelhirn aus kleinen, offensichtlich multipolaren Ganglienzellen besteht, während alle anderen Hirnganglienzellen durch ihre Gröβe und ihre Uni- höchstens Bipolarität sich von den erstgenannten Zellen unterscheiden. Hierbei ist zu beachten, daβ alle Ganglien mit groβleibigen Zellen zentrifugale Nerven entsenden, zum äuβeren Mittelhirn dagegen wohl nur intrazerebrale Kommissuren von sämtlichen anderen Ganglien zu kommen scheinen. Es erweckt den Eindruck, daβ das äuβere Mittelhirn die Zentrale im Zentralnervensystem vorstellt. 6. Durchbohrt wird das Hirn von einer Reihe von Muskeln, die zu den vom Hirn aus innervierten Sinnesorganen gehören. 7. Die Schlundkommissur ist auch bei Hermione hystrix jederseits zweiwurzelig. Sie hat ihren Ursprung im Vorderhirn und Mittelhirn, ohne daβ ich für sie in einem der beiden Hirnabschnitte ein besonderes Ganglion feststellen konnte. 8. Im Verlauf der äuβeren Schlundkommissurwurzel findet sich ein Ganglion, das deshalb als Hirnteil aufgefaβt werden muβ, weil es seine Nerven nur zu Sinnesorganen sendet, die im übrigen vom Hirn versorgt werden (Palpe, Nuchalorgan). 9. Unterhalb der Vereinigung der Schlundkommissurwurzeln besitzen die Kommissuren selbst ein Kommissuralganglion, dessen Zugehörigkeit zum Hirn oder Bauchmark nicht entschieden wird. Im übrigen sind die Schlundkommissuren in ihrem ganzen Verlauf frei von Ganglienzellen und sie entsenden keine Nerven. 10. Das Bauchmark beginnt mit einem besonders groβen Nodium, dem Unterschlundganglion. Die beiden Hälften des Bauchmarkes sind in den kurzen Internodien deutlich getrennt, in den Nodien verschmolzen. Seine Ganglien gehen nicht ineineinander über, auch nicht innerhalb desselben Nodiums. 11. Das stomatogastrische Nervensystem entspringt nur dem Vorderhirn. Es liegt am ösophagus, der Hauptsache nach dorsal, weiter hinten lateral, weist in der Gegend zwischen ösophagus und Magen mehrere Ganglien auf, umgibt hier ringförmig den Darm und entsendet mehrere Nervenäste. 12. Die Palpen empfangen auβer ihren sensiblen Vorderhirnnerven noch zwei andere Nerven, die dem Ganglion der äuβeren Schlundkommissurwurzel entstammen. 13. Die Ommatophore sind zusammengesetzte Sinnesorgane. Sie haben je zwei Augen und drei Sinnesepithelien. Ihre Innervierung geschieht durch zwei Nerven., die, vom inneren Mittelhirn kommend, beim Eintritt ins Ommatophor zusammentreten. Die Ommatophorennerven bilden im Hirn ein Chiasma. 14. Die unpaare Antenne wird ebenfalls von zwei Nerven innerviert, die im Ceratophor zu einem einheitlichen Nerven zusammentreten, und von denen jeder zwei Wurzeln zu haben scheint, eine innere und eine äuβere; die inneren Wurzeln zeigen gleich den Ommatophorennerven ein Chiasma. 15. Das Nuchalorgan ist deutlich ausgebildet und jederseits zweiteilig. Der sensible Nuchalnerv tritt, vom Hinterhirn kommend, dorsal in das Nuchalorgan ein, während die motorische Innervierung von dem Ganglion der äuβeren Schlundkommissurwurzel aus erfolgt. 16. Die Papillen zeigen keine von denen anderer Polychäten abweichende Ausbildung und Innervierung.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00409040
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