ISSN:
1432-234X
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
Notes:
Zusammenfassung 1. In den Hydropsyche-Netzen haben wir Naturgebilde vor uns, die, verglichen mit der großen Zahl der von den verschiedensten Organismen hervorgebrachten, als Netze oder wenigstens als netzartig bezeichneten Erzeugnisse wohl die größte Ähnlichkeit mit den von menschlicher Hand gefertigten Netzen haben; sowohl, was ihre äußere Erscheinung wie auch ihre Herstellungsweise angeht. Nur werden sie nicht zusammengeknüpft sondern -geklebt. 2. Den H.-Larven ist eine Reihe von morphologischen Strukturen eigen, die mit der (in hohem Maße auf das Vorhandensein von Gespinsten und Wohngehäusen zugeschnittenen) Lebensweise in mehr odor minder engem Zusammenhang stehen. Diese morphologischen Eigenarten werden im Zusammenhang beschrieben; auf ihre Funktionen wird an entsprechender Stelle eingegangen. 3. Aus der Spinndrüsenmundung tritt ein Doppelfaden. Dessen Substanz ist aber nicht einheitlich, sondern besteht aus 2 Anteilen, dem eigentlichen Spinnsekret und einem Zusatzsekret, das offenbar die Klebefähigkeit des Fadens gewährleistet. Beide Sekrete werden in den Spinndrüsen produziert. Die bei einigen andern Trichopterenlarven nachgewiesenen und dort ein weiteres Klebesekret liefernden Beindrüsen sind auch bei H. vorhanden. Doch sprechen die Gegebenheiten dafür, daß sie in Rückbildung begriffen und funktionslos geworden sind. 4. Der Faden dient beim ungestörten Umherkriechen der Larve als “Sicherungsfaden”, sodann als bindende Substanz beim Bau der Wohnungen und Puppengehäuse sowie zur Herstellung von Fangnetzen und Puppencocons. Die Bauten und Gespinste und die Art ihrer Herstellung werden eingehend beschrieben. Bei letzterer kommt einer pendelnden Zickzack- und Achter-Bewegung der Larve eine bedoutende Rolle zu. Neben dieser ist die Elastizität des Spinnfadens für die eigenartige, mit andern tierischen Netzbauten nicht zu vergleichenden Gestalt des H. Netzes maßgebend. Als ein weit verbreitetes Bauelement fadenspinnender Tiere, das auf die ebenfalls weitverbreiteten zickzack- und achterförmigen Pendelbewegungen zurückgeht (vor allem der Lepidopteren-und Trichopteren-Larven), ist die „Achtergruppe” anzusehen: der Spinnfaden wird in mehreren, parallel zueinander liegenden und sich häufig gegenseitig überschneidenden, achtförmigen Figuren geordnet. Entwicklungsgeschichtlich gesehen, kann das H.-Netz als ganzes einer solchen Achtergruppe homologisiert werden. Wir hätten dann das Netz als eine überproportionierte, gleichsam aus der Gespinstwand der Wohnröhre hinausprojizierte und an deren Mündungsrand angesetzte Achterschlingen-Gruppe zu betrachten. 5. Über die Beziehung der H.-Netze zum Nahrungserwerb kann kein Zweifel bestehen, wohl aber darüber, ob sie einfache „Standseihnetze” darstellen wie diejenigen anderer Trichopterenlarven; dazu sind sie zu klein. Verschiedene Anhaltspunkte (morphologische, verhaltens- und ernährungsphysiologische) gestatten den Schluß, daß die H.-Larven zwar Allesfresser sind, die alles Freßbare verwerten, was die Strömung in die Netze spült, daß sie in gleichem Maße aber auch sessile Raubtiere darstellen, die in ihren Röhren lauernd, jedwelche, oft sehr große Beutetiere erhaschen, denen bei ihrem Umherkriechen in den Steinlücken der Weg durch ein kaum sichtbares und schwer ertastbares feines Gitter, eben das Netz, abgeschnitten wird, welches obendrein die Strömung nicht beeinflußt, die ja eine wichtige Rolle bei der Orientierung der Tiere spielt. 6. Wie die Larve ist auch die Puppe mit spezifischen Organen, deren Aufgaben sich durch das Vorhandensein eines Gespinstes erklären lassen, ausgestattet. Ihre Struktur und Wirkungsweise werden erläutert. Dabei werden zum Teil von den bisherigen abweichende Deutungen der Funktionen der Puppenorgane gegeben, die sich auf die Beobachtung der lebenden Puppen in ihren Gehäusen gründen. Dies gilt vornehmlich für die sog. Lappenkiemen. Es dürfte als erwiesen gelten, daß, vor allem auch in Anbetracht der sonst so reichen Kiemenausrüstung der Tiere, die primäre Bedeutung dieser Anhänge in ihrer Funktion als Ventile bei dem sinnreichen Mechanismus der Atembewegungen liegt, welcher im einzelnen beschrieben wird, und nicht in der als Kiemen.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00408867
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