Publication Date:
2024-06-28
Description:
Die Analyse der chemischen Mikrostruktur von Fisch-Otolithen ist eine verhältnismäßig moderne Methode, die die Rekonstruktion der Lebensgeschichte gefangener Fische ermöglicht und Informationen über Wanderverhalten und Verbreitung der Fische liefert. Voraussetzung dafür ist allerdings die genaue Kenntnis der Einflüsse sämtlicher Umweltfaktoren auf die Elementzusammensetzung der Otolithen. Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Einflüsse von Salinität und Temperatur auf das Sr/Ca-Verhältnis der Flunder (Platichthys flesus) erstmals untersucht. Hierzu wurden die Sr/Ca-Verhältnisse der Otolithen von Flundern aus drei verschiedenen konstanten Salinitäten (22, 17, 12 psu) verglichen. Ein entsprechender Versuch erfolgte mit drei verschiedenen Temperaturen (22°, 19°, 15°C). In beiden Versuchen war kein signifikanter Einfluss des jeweiligen Umweltfaktors auf das Sr/Ca-Verhältnis nachweisbar. Einen deutlich größeren Effekt hatten die individuellen Unterschiede zwischen den Sr/Ca-Verhältnissen einzelner Fische aus identischen Bedingungen. In zwei weiteren Versuchen erfuhr die Salinität, bzw. die Temperatur in einem ähnlich kleinskaligen Wertebereich eine stetige Veränderung. Die Ergebnisse der Versuche zeigten für beide Umweltfaktoren einen positiv korrelierten Zusammenhang zum Sr/Ca-Verhältnis. Der beobachtete Einfluss der Salinität war jedoch eindeutiger zu erkennen. Die Ergebnisse zeigen, dass Flundern sich sehr effektiv in ihrer Osmoregulation an längerfristige Änderungen in den Umweltbedingungen anpassen können. Für ergänzende Untersuchungen wurden Flundern aus der Ostsee in Süßwasser gehalten. Dieser Versuch zeigte, dass großskalige Salinitätsunterschiede auch von der Flunder nicht kompensiert werden können, so dass die Analyse des Sr/Ca-Verhältnisses von Flunder-Otolithen zumindest der Rekonstruktion von Wanderungen entlang eines starken Salinitätsgradienten dienen kann. Zusätzlich wurden juvenile Sprotten ( Sprattus sprattus) veränderten Salinitäten ausgesetzt und ein positiv korrelierter Bezug zwischen der Salinität und dem Sr/Ca-Verhältnis der Sprott-Otolithen gefunden. Weiterhin konnten Wanderungen zwischen Gewässern stark unterschiedlicher Salinität, anhand der Sr/Ca-Verhältnisse der Otolithen, für mehrere Aale (Anguilla anguilla) und Flussbarsche (Perca fluviatilis) rekonstruiert werden. Otolithenbereiche, die in Süß-, Ostsee- oder Atlantikwasser gebildet wurden, konnten dabei sicher unterschieden werden. Es wurden außerdem deutliche artspezifische Unterschiede in den Sr/Ca-Verhältnissen der untersuchten Fischarten gefunden. Dies bedeutet für zukünftige Freiland-Studien, dass für jede zu untersuchende Fischart eine eigene Kalibration der Zusammenhänge zwischen Umweltfaktoren und Elementzusammensetzung der Otolithen, unter Laborbedingungen durchzuführen ist.
Type:
Thesis
,
NonPeerReviewed
Format:
text
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