Zusammenfassung
Im Anschluß an eigene Versuche wird ein kurzer kritischer Überblick über den gegenwärtigen Stand der mitogenetischen Forschung von der Detektorseite aus gegeben. Es werden die wichtigsten biologischen und physikalischen Nachweismethoden in bezug auf ihre Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit untersucht.
Bei der Zwiebelmethode muß aus neuen Versuchen Moissejewas geschlossen werden, daß die Zwiebelwurzel nicht als Detektor für die Gurwitsch-Strahlung dienen kann.
Auch die Sprossungsintensität von Hefezellen kommt wegen ihrer Schwankungsbreite in der bisher geübten Art und Weise nicht als Meßinstrument für mitogenetische Strahlen in Frage.
Bei Methoden, die auf einer direkten oder indirekten Bestimmung der Generationsdauer von Protisten basieren, muß zur Erlangung einwandfreier Ergebnisse ebenfalls die normale Schwankungsbreite berücksichtigt werden. Da dies bisher nicht in genügendem Maße bzw. überhaupt nicht getan wurde, muß die Richtigkeit der auf diesem Wege erhaltenen Ergebnisse bezweifelt werden.
Auch mit anderen biologischen und physikalischen Methoden (Seeigeleier, Gewebekulturen, photographische Platte, Liesegangsche Ringe, lichtelektrische Erscheinungen) erhaltene Ergebnisse, die sich auf die Strahlennatur des mitogenetischen Reizfaktors beziehen, müssen teils als widerlegt, teils als in keiner Weise gesichert gelten.
Es werden allgemeine Richtlienien für künftige mitogenetische Versuche aufgestellt und die Forderung erhoben, daß statt Zusammentragung weiterer nicht beweisbarer Einzelheiten zunächst die Fundamente der gesamten mitogenetischen Forschung besser und einwandfreier gesichert werden müssen. Solange dies nicht geschehen ist, liegt keine Berechtigung vor, die Gurwitsch-Strahlung als Tatsache hinzustellen.
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Schreiber, H. Zur Theorie der „mitogenetischen Strahlung“. Protoplasma 19, 1–25 (1933). https://doi.org/10.1007/BF01606160
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