Zusammenfassung
Verschiedene politische Parteien fordern, die Abgeltungsteuer abzuschaffen — selbst Bundesfinanzminister Schäuble scheint dies zu erwägen. Ursprünglich sollte sie dazu dienen, Steuerflucht weniger attraktiv zu machen. Nachdem aber die OECD-Länder Informationen über Kapitaleinkünfte automatisch austauschen werden, fällt diese Begründung weg. Tatsächlich wurde bei ihrer Einführung 2009 das Prinzip einer einheitlichen Besteuerung aller Einkommensarten aufgegeben und Kapitaleinkommen einer proportionalen Besteuerung unterworfen. Die wachsende Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen könnte aber ein Argument für eine höhere und progressive Besteuerung von Kapitaleinkommen sein. Darüber hinaus stellt die Abgeltungsteuer Investitionen aus Fremdkapital gegenüber Eigenkapital besser. Die Argumente für und wider eine Abschaffung der Abgeltungsteuer und die Ausgestaltung alternativer Modelle sind Gegenstand dieses Zeitgesprächs.
Abstract
There is a rising political discussion in Germany around abolishing the final withholding tax on capital income. The German tax reforms that introduced this tax lowered tax rates, in particular on interest income. According to some authors, the growing inequality of income and property is a strong argument for the higher taxation of capital income. However, other authors argue that the neutrality aspects concerning private investment are inadequate. An abolishment of the final withholding tax would not solve these problems and, moreover, would turn back the achieved improvements. Therefore, the German Council of Economic Experts suggests complementing the previous reforms by introducing an allowance for corporate equity.
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Prof. Dr. Clemens Fuest ist Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und gehört dem Direktorium des Leibniz-Wissenschafts-Campus „Mannheim Taxation” (MaTax) an.
Prof. Dr. Christoph Spengel lehrt Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Universität Mannheim und gehört dem Direktorium des Leibniz-WissenschaftsCampus „Mannheim Taxation” (MaTax) an.
Désirée I. Christofzik ist Referentin für Öffentliche Finanzen im wissenschaftlichen Stab des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Sachverständigenrat für Wirtschaft).
Prof. Dr. Lars P. Feld ist Direktor des Walter Eucken Instituts in Freiburg, Professor für Wirtschaftspolitik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Mitglied des Sachverständigenrates für Wirtschaft.
Dr. Uwe Scheuering ist Referent für Öffentliche Finanzen im wissenschaftlichen Stab des Sachverständigenrates für Wirtschaft.
Dr. Margit Schratzenstaller ist Referentin für Öffentliche Finanzen und stellvertretende Leiterin am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) in Wien. Sie ist Expertin im Fiskalrat und Lehrbeauftragte an der Universität Wien.
Prof. Dr. Manfred Gärtner lehrt Volkswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen und ist Direktor der Forschungsgemeinschaft für Nationalökonomie.
Dr. Gerhard Schick, Mitglied des Bundestages, ist fi nanzpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
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Fuest, C., Spengel, C., Christofzik, D.I. et al. Abschaffung der Abgeltungsteuer — gerechter und steuersystematisch einheitlicher?. Wirtschaftsdienst 96, 83–100 (2016). https://doi.org/10.1007/s10273-016-1932-1
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DOI: https://doi.org/10.1007/s10273-016-1932-1