Auf Grund ihres Fruchtknotenbaues konnte die Gattung Kolkwitzia schon bei ihrer Beschreibung durch Graebner (1901a) den Linnaeeae zugeordnet werden, und zwar gehört sie nach Graebner “unmittelbar neben Linnaea”. Dabei ist freilich zu bemerken, dass Graebner (1901b) dem Vorschlage von (Braun und) Vatke (1871) folgend unter dem Gattungsnamen Linnaea die Gattungen Linnaea L. und Abelia R. Br. zusammenfasste. Als besonderes Kennzeichen der Gattung wird von Graebner hervorgehoben, dass die Ovarien der Blüten gewöhnlich paarweise miteinander verwachsen sind. Durch diese Verwachsung von Fruchtknoten je zweier benachbarter Blüten “erinnert sie an Lonicera, bei der jedoch beide auf einer Höhe stehen, während sie bei Kolkwitzia in der bisher nicht bekannten Weise, dass nämlich der eine Fruchtknoten der Spitze des andern seitlich angewachsen ist, verbunden sind”. Darüber hinaus macht Graebner weder über die Stellungsverhältnisse der miteinander verwachsenen Blüten noch über die Art der Verwachsung nähere Angaben. Im Verlaufe einer vergleichenden Untersuchung über die Infloreszenzen der Caprifoliaceen (Troll & Weberling 1966) sind wir daher auch diesen Fragen nachgegangen und erhielten dabei weitere Hinweise auf die engeren Verwandtschaftsverhältnisse von Kolkwitzia.