Zusammenfassung
Wir fassen zusammen: Die hier betrachteten Grabenbildungen aus Niederhessen-Hannover, aus Schlesien und aus den steirischen Alpen lassen keinerlei Gründe für eine Entstehung durch Spaltung infolge Wölbung erkennen. Eine durchgängige Bindung an Schilde ist nicht vorhanden. Im Gegenteil, soweit die Gräben größeres Ausmaß besitzen, haben sie sich aus flach eingemuldeten Senkungszonen entwickelt, die breiter als die späteren Grabenstreifen waren. Nur im Solling mag Spaltung durch Wölbung für die Anlage der Gräben eine Rolle gespielt haben, eine darüber hinausgehende beträchtliche Zerrung hat aber auch hier stattgefunden. Der starke Anteil von horizontalen Bewegungskomponenten ausweitender und einengender Art nach wechselnden Richtungen in der saxonischen Tektonik des „Oberstockwerkes“ dürfte auf die Salzunterlage zurückzuführen sein, infolge welcher die postsalinare Decke auch bei Impulsen oder bei einem Gefälle, das durch mehr vertikale Bewegungen des variscischen Untergrundes zustandekam, leicht Gleitbewegungen ausführte. Der stärker vertikale Charakter der streifenförmigen Einsenkungen in den Untergrund ist bei fehlendem Salz an der saxonischen Tektonik Schlesiens und der jungmiozänen Tektonik der Ostalpen erkennbar. Die Richtung der Gräben (wie auch der vorangegangenen epirogenen Einmuldungen) ist streng von der Textur des Untergrundes abhängig.
Schriften
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Petrascheck, W.E. Hebung — Spaltung —? Grabenbildung im saxonischen und im ostalpinen Bereich. Geol Rundsch 31, 244–254 (1940). https://doi.org/10.1007/BF01808400
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