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Zusammenfassung

  1. 1.

    Die Schlangen von ungefähr 1100 Arten aus sämtlichen Familien werden in den Sammlungen des Natur-Historischen Museums in Basel, des Senckenbergischen Museums in Frankfurt und des Britischen Museums in London durchgesehen. Eine Auswahl von 11 Gattungen wird näher beschrieben. Gattungen mit uniformer Ausfärbungsweise werden nicht weiter analysiert. Die bei ihnen vorkommenden Ausfärbungs- und Mustertypen werden im Rahmen der iibrigen Gattungen berücksichtigt.

  2. 2.

    Die Gattungen Python, Boa, Elaphe, Oligodon, Dipsas, Sibynophis, Scaphiodontophis, Micrurus, Homeroselaps, Pelamis und Bitis werden in möglichst vollständigem Umfange, einschlieβlich individueller Variationen und der Jugendkleider für eine vergleichende Untersuchung herangezogen.

  3. 3.

    Wir teilen die Ausfärbungsweisen in 5 Ausfärbungstypen ein: Einfarbigkeit, Schuppenzeichnung, Längsfleckenreihen, Querstreifen und Längsstreifen. Die letzteren drei fassen wir als Mustertypen zusammen.

  4. 4.

    Die 3 Mustertypen werden von einem sechsreihigen Längsfleckensystem dunkler Musterelemente abgeleitet. Querverschmelzungen der Elemente in den einzelnen Zonen führen zu Querstreifen, Längsverschmelzungen der Elementë führen zu Längsstreifen. Vereinigung der beiden Dorsalzonen führt zu einem fünfreihigen Längssystem. Schwund der Lateralsysteme kann bis zu einem einreihigen Längsfleckensystem führen. Vergröβerungen der dunklen Musterelemente führen zur Umkehr der Muster in solche mit hellen “Musterelementen” auf dunkem “Grund”. Ausbreitung der Musterelemente uber die ganze Schlange führt zu einfarbig dunklen Schlangen.

  5. 5.

    Die Ableitung der Mustertypen wird belegt durch: a) Muster von Jugendstadien, b) Abwandlungen des Musters über den Längslauf des Körpers, c) Variationen des Musters innerhalb einer Art, d) Vergleich verschiedener Arten innerhalb einer Gattung.

  6. 6.

    Die Muster der Gattungen Python und Boa werden auf ein fünfreihiges Längsfleckensystem zurückgeführt. Verschmelzungen von Müsterelementen bei Adulttieren führt zu der Annahme, daβ Fleckensysteme phylogenetisch primär sind vor Längs- und Querstreifensystemen. Das Muster von Python reticulatus ist als stark abgeleitet aufzufassen.

  7. 7.

    Die Muster der Gattung Elaphe zeigen den übergang von 6 Längsfleckenreihen erstens zu Querstreifen, zweitens zu Längsstreifen und drittens zu dunkler Einfarbigkeit. Die Längsfleckenreihen sind als phylogenetisch primär aufzufassen. Hierfür werden Jugendstadien von Elaphe quatuorlineatus herangezogen, sowie Abwandlungen des Musters über die Körperregionen bei E. ruiodorsata, E. helena und E. taeniurus.

  8. 8.

    Die Gattung Oligodon zeigt übergange von kaum sichtbaren Musterelementen zu Querstreifensystemen, Längsfleckensystemen und Längsstreifensystemen. Die, Längsstreifensysteme von O. dorsalis, O. catenata, O. hamptoni und O. erythrogaster können so interpretiert werden, daβ sick die b- oder c-Zonen-Streifen teilen und dadurch die Vervielfachung der Längsstreifen von 4 über 6 und 10 zu 12 Längsstreifen zustande kommt.

  9. 9.

    Die Gattung Dipsas zeigt eine Aufteilung einheitlicher Dorsalflecken in 2 und 4 Fleckenreihen über den Körper von vorn nach hinten. Das Muster der kaudalen Zonen muβ gegen die allgemeine Regel als ursprünglicher als das Muster der kranialen Zonen aufgefaβt werden. Die kranialen Zonen sind aber trotzdem regelmäβiger als die kaudalen, wie es auch sonst der Fall ist, wean sie als ursprünglicher aufgefaβt werden.

  10. 10.

    Die Aufteilung der alten Gattung Sibynophis in die neuen Gattungen Sibynophis und Scaphiodontophis auf Grund der Bezahnungsverhältnisse durch Taylor und Smith wird durch die Vergleichung der Muster bestätigt. übergangsbildungen der Zahnbildungen und übergangsbildungen der Muster gehen parallel. Jedoch sind entgegen den Auffassungen von Taylor und Smith die kranialen Doppelbandmuster als phylogenetisch abgeleitet anzusehen. Das kaudale dreireihige Längsfleckensystem wird von cans als ursprünglich angesehen.

  11. 11.

    Die Gattung Micrurus zeigt übergange von einem Längsflecken-system über einfache Querstreifen zu mehrfarbigen Querstreifensystemen. Die Dreiergruppen einerseits und das Alternieren von schmalen und breiten Querstreifen andererseits lassen rich von einfachen dreifarbigen Querstreifenmustern ableiten. Die Ergebnisse der vergleichend morphologischen Untersuchungen stimmen mit den Verhältnissen in der geographischen Verbreitung überein.

  12. 12.

    Die Gattung Pelamis zeigt Schlangen, deren Schwanzregionen Musterabwandlungen aufweisen. Sie lassen keine Schlüsse auf ursprüngliche Verhältnisse zu, sondern sind als sekundär aufzufassen und stehen wahrscheinlich mit der lateralen Abplattung des Ruderschwanzes in Zusammenhang.

  13. 13.

    Die Muster der Gattung Bitis lassen sich auf 6 Längsflecken-systeme zurückführen und zeigen den übergang zu einer verschmolzenen a-Zone. Die hochgradig ornamentalen Muster von Bitis gabonica und B. nasicornis zeigen 5 Längsfleckensysteme. Bitis arietans zeigt die Abwandlung eines keilförmigen Musters aus 2 verschmolzenen a-Zonen zu teilweise sehr unregelmä βigen dorsalen Musterelementen.

  14. 14.

    Die Ergebnisse der vergleichenden Untersuchungen der einzelnen Gattungen werden mit dem Stammbaum der Schlangen von Bellairs und Underwood in Beziehung gesetzt. Systematisch tiefstehende Familien (Anilidae, Leptotyphlopidae, Uropeltidae, Typhlopidae und Xenopeltidae) sind vorwiegend primar einfarbig oder tragen Schuppenzeichnung. Die systematisch hochstehenden Familien (Colubridae, Elapidae, Hydropiidae und Viperidae) vereinigen die von uns als Mustertypen angesprochenen komplizierteren Ausfärbungsweisen. Bei den Colubridae treten alle Ausfärbungstypen auf, die Elapidae besitzen vorwiegend Querstreifen, die Viperidae besonders geformte, im einzelnen ganz verschiedene, sehr symmetrische Muster (Bitis). Daneben kommen in diesen Familien auch primäre Einfarbigkeit und Schuppenzeichnung vor.

  15. 15.

    Es werden Fälle von Jugendmustern beschrieben, die als Grund-plane der adulten Muster gelten können (Bitis caudalis, Python molurus, Python curtus) und Fälle, bei denen das Adultmuster dem Jugendmuster gegenüber einen eigenen Typ darstellt; letzteres entspricht jedoch dem allgemeinen Grundplan von 5 Fleckenreihen (Elaphe quatuorlineatus, Simotes torquatus).

  16. 16.

    Das Muster einer Schlange kann cephal primären Charakter tragen (viele Arten der Gattung Elaphe, Python molurus, Python curtus, Python sebae). In anderen Fällen ist das Muster einer Schlange caudal als primär aufzufassen (die Arten der Gattung Dipsas und Homeroselaps lacteus). Stets ist das Muster cephal regelmäβiger und ornamentaler.

    Die dorsalen Zonen weisen gegenuber den lateralen stets den höchsten Grad der Symmetrie und die stärksten Kontraste auf.

  17. 17.

    Angaben über die ökologische Bedeutung des Musters bei einigen Schlangenarten werden nach der Literatur kurz referiert.

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von Harnack, M. Die hautzeichnungen der schlangen. Z. Morph. u. Ökol. Tiere 41, 513–573 (1953). https://doi.org/10.1007/BF00407733

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