ISSN:
1432-234X
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
Notes:
Zusammenfassung der Ergebnisse. 1. Den Untersuchungen liegen vier Populationen zugrunde, und zwar von folgenden Fundorten und Jahren: Helgoland 1924 und 1925, Frankfurt am Main 1925 und Holstein (Gut Satjewitz) 1924. An der männlichen Zange wurden hinsichtlich ihrer Variabilität 10, an der weiblichen vier Merkmale untersucht, einzeln und in korrelativer Verknüpfung. 2. Die genaue Analyse der Form an einer kleinen, möglichst alle Längenextreme umfassenden Anzahl von 60 Objekten (♂♂) ergab, daß die bisherige Bezeichnung „forma brachylabia” und „macrolabia” nicht die Mannigfaltigkeit der Form der Cerci umfaßt. Unter den kurzen Zangen ließen sich zwei Formtypen feststellen, schlanke kurze und breite kurze Cerci. Letztere zeigen oft ähnlich hohe Werte für die Zangenbreite wie die längsten Zangen; ihre Zangenspitzen überschneid.en sich nie, sondern klaffen oft bis zu 1,2 mm auseinander (bei völliger Berührung der basalen Innenzähnchen). Ein Klaffen der Zangenspitzen kommt nie bei langen und extrem großen Zangen vor. Hinsichtlich der Formähn-lichkeit gehören die schlanken kurzen und sehr langen Objekte zusammen, während sich die breiten kurzen Cerci bei geeigneter graphischer Darstellung scharf isolieren lassen. Bereits an diesem zahlenmäßig geringen Material lassen sich auf graphischem Wege korrelative Beziehungen zwischen einigen Merkmalen ableiten. 3. Unter den vier untersuchten Populationen zeigten drei in bezug auf die Länge, der männlichen Zangen unimodale Variationspolygone (im Gegensatz zu sämtlichen bisher veröffentlichten Variationsreihen von Forficula), nur ein Fundort vies für die Zangenlänge eine schwache Bimodalität auf. Unimodale Zangenlängepolygone wurden gefunden bei Helgoland 1924 und 1925 und Frankfurt 1925; schwach bimodal ist das Längenpolygon von Holstein. Die unimodal (also normal) variierenden Populationen der drei erstgenannten Fundorte wurden mit Hilfe des Massenfanges, die „bimodale” Population dagegen durch Einzelaufsammeln der Objekte erbeutet. Die Holsteinsche Population ist daher wegen der nicht ganz ausgeschlossenen Bevorzugung der großen Objekte durch die Sammelnden nicht als biometrisch einwandfrei anzusehen. Derselbe Einwand ist gegen sämtliche bisher veröffentlichte (Bateson, Diakonov) stark bimodalen Längenvariationspolygone zu erheben. Wo bei einem biometrisch zu behandelndem Objekt der Verdacht auf Bimodalität vorliegt, ist der Materialbeschaffung ganz besondere Sorgfalt zuzuwenden; die exakteste mathematisch-statistische Bearbeitung ist für die biologische Deutung der Verhältnisse wertlos, wenn die Basis der Materialbeschaffung fehlerhaft ist. Die außer der Länge an der männlichen Zange und am Abdomen gemessenen Merkmale zeigen zwar oft unsymmetrische aber meist völlig unimodale Polygone. Zweite Gipfel treten nur in wenigen Fällen und nur in ganz geringem Umfange auf. Die an der weiblichen Zange und am Abdomen gemessenen Größen variieren sämtlich unimodal. 4. Die vier analysierten Populationen weisen eine sehr verschiedene Variabilität der Gesamtheit aller an der männlichen und weiblichen Zange und am Abdomen gemessenen Merkmale auf : am geringsten vari ieren die beiden Helgoländer Populationen (1924/1925), dann folgen Frankfurt und Holstein. 5. Die Gesamtvariabilität sämtlicher untersuchten Merkmale bleibt für einen Fundort in zwei aufeinander folgenden Jahren in hohem Maße konstant (Helgoland 1924/1925) ; allerdings liegen für diesen Inselfundort auch sehr gleichbleibende klimatische Bedingungen vor, die auch für die Entwicklungsstadien eine sehr gleichmäßige Lebenslage schaffen. 6. Die nach ansteigendem Gesamtumfang der Variabilität der Zangenlänge sich ergebende Reihenfolge der vier untersuchten Populationen —Helgoland 1924, 1925; Frankfurt 1925 und Holstein 1924 —bleibt auch bestehen, wenn nach steigender Variationsbreite irgendeines anderen Zangenmerkmals angeordnet wird (z. B. Krümmung, Zangenbreite usw., auch Körperbreite ; ausgenommen die kleinen Innenzähnchen an der Zangenbasis). Dies gilt in gleicher Weise auch für die wesentlich geringer variierenden weiblichen Zangen. 7. Populationen, die eine große Variabilität der männlichen Cerci aufweisen, zeigen auch eine verhältnismäßig gleichgroße Variabilität der weiblichen Zangen. Die Faktoren, die die Zangenvariabilität bedingen, sind also niche geschlechtsbegrenzt, sondern sie wirken sich für beide Geschlechter gleichsinnig aus. Die Lebenslage der Population während der larvalen und nymphalen Entwicklungsperiode kommt in der Gesamtvariabilität der imaginalen Körperanhänge — besonders stark im männlichen Geschlecht — zum Ausdruck : Helgoland mit den relativ ungünstigsten Umweltfaktoren zeigt in beiden Jahren die geringste, Holstein die größte Gesamtvariabilität der männlichen und weiblichen Cerci; Frankfurt nimmt eine mittlere Stellung ein. 8. Die Untersuchung über gesetzmäßige Beziehungen zwischen einzelnen Zangenmerkmalen ergab nur für wenige Größen eindeutig klare positive Korrelationen, z. B. zwischen der Zangenlänge und dem Krümmungsradius oder der Zangenbreite und der größten Breite des Abdomens. Für die Mehrzahl der Merkmalspaare resultierten kompliziertere Anordnungen der Objekte im Korrelationsfeld: Es ließen sich für die männlichen Objekte meist zwei mehr oder weniger scharf voneinander getrennte Areale im Korrelationsfeld feststellen, die den kurzen und mittel- bis extremlangen Cerci entsprachen. Innerhalb dieser Gruppen herrschte positive, nicht geradlinige oder gar keine Korrelation. Die extrem langen Zangen fielen bei bestimmten Merkmalspaaren besonders störend aus der Gesamtanordnung der Population im Korrelationsfeld heraus. 9. Durch besondere Kennzeichnung der breiten kurzen männlichen Cerci mit klaffenden Zangenspitzen (Abstand A 3) innerhalb der Korrelationsanalyse der Gesamtpopulationen konnte nachgewiesen werden, daß für diesen breiten kurzen Zangentyp häufig spezielle korrelative Beziehungen gelten, die die Anordnung der Gruppe der kurzen Cerci (schlanke kurze und breite kurze) im Korrelationsfeld wesentlich beeinflussen können. 10. Wurden die kurzen Cerci innerhalb eines Längenspielraumes von 1 mm (Längenklasse 3,0 und 3,5), wiederum unter Trennung nach breiten und schlanken Typen, gesondert analysiert, so ergaben rich für die breiten kurzen Zangen — wenn die Variabilität des Klaffens der Zangenspitzen (Abstand A 3) auch als Korrelationsmerkmal verwandt wurde —nicht geradlinige, bzw. völlig fehlende korrelative Beziehungen. Der Abstand der Zangenspitzen bei den breiten kurzen Cerci variiert nicht mit typischer, annähernd binomialer Variationsreihe, sondern er zeigt die höchsten Frequenzen beim geringsten, und die niedrigsten beim stärksten Grad seiner Ausbildung. Dies ist ein Variabilitätsmodus wie er für Mißbildungen irgendwelcher Art charakteristisch ist ; die breiten kurzen, an den Spitzen klaffenden Cerci (A 3-Typen) sind als leichte Mißbildungen, als Hängsstüngen aufzufassen. 11. Die Anzahl der A 3-Typen ist bei den untersuchten Populationen umgekehrt proportional der Menge der iiber mittellangen und extremlarigen männlichen Zangen. Dies Zahlenverhätnis wird verstälich, wenn die extremlangen Cerci als besonders stark ausgepreßte Zangentypen und die A 3-Typen als nicht völlig ausgedehnte Formen aufgefaßt werden. Bei der Population mit relativ vielen an den Spitzen klaffenden breiten kurzen Cerci (z. B. Helgoland 1925) hätte unter günstigerer Lebenslage der Nymphen während der letzten Häutung ein wesentlich größerer Prozentsatz der breiten Zangen mit viel dehnungsfähigem Chitinmaterial maximal ausgepreßt werden können, wie es bei der Frankfurter Population mit nachweisbar besseren äußeren Lebensbedingungen in der Tat geschehen ist (daher bei Frankfurt nur sehr wenige breite kurze männliche Cerci mit klaffenden Spitzen). 12. Aus der eingehenden Untersuchung der bei den Populationen von Helgoland 1925 und Frankfurt 1925 vorgefundenen imaginalen Zangenmißbildungen ergaben rich folgende Resultate : 1. Alle abnorm gestalteten männlichen Cer
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URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00403121
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