ISSN:
1432-1203
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
,
Medicine
Description / Table of Contents:
Zusammenfassung Bei 319 Patienten mit Impulsiv-Petit mal (myoklonischen Petit mal) wurden klinische und elektrencephalographische Familienuntersuchungen durchgeführt. Insgesamt konnten 390 Angehörige in EEG erfaßt werden. Die wesentlichsten Ergebnisse sind folgende. 1. In 87 Familien fanden sich bei Eltern, Geschwistern, Kindern oder weiteren Verwandten manifeste Epilepsien. Das entspricht einer Hereditätsquote von 27,3% (gegen 9,9% bei einer Kontrollgruppe von 466 auslesefreien Epilepsien). Die manifeste Epilepsiebelastung war bei den weiblichen Patienten höher als bei den männlichen Patienten (33.5%:21%). 2. Unter 1618 Angehörigen ersten Grades litten 66 (4,1%) an epileptischen Anfällen. Auffällig war das Überwiegen des weiblichen Geschlechts (5,4%:2,9%). Mütter waren häufiger als Väter (4,7%:1,9%), Töchter häufiger als Söhne (9,8%:1,8%) betroffen, dagegen erwies sich der Anteil bei den Geschwistern zwischen Schwestern und Brüdern (4,6%:4,2%) als nahezu gleich. Die höchste Quote ergab sich bei den Kindern (5,1%), der niedrigste Prozentsatz bei den Eltern (3,3%). Der Prozentsatz an manifester Epilepsie was bei den Angehörigen der weiblichen Probanden höher als bei den männlichen Probanden (6,0%:2,0%). 3. Was die Differenzierung hinsichtlich der Anfallstypen betrifft, so fanden sich unter 116 nahen und weiteren Verwandten in 15% der Fälle klinisch homologe Erkrankungen, in 14% der Fälle Absencen und in 17% Aufwach-Grand mal. Eindeutige Schlaf-Grand-mal-Verläufe waren jedoch nicht zu eruieren. 4. Bei insgesamt 15% von 390 elektrencephalographisch untersuchten Angehörigen fand sich das spezifische EEG-Merkmal (spike-wave), 40% boten unspezifiche paroxysmale Veränderungen. Unter den weiblichen Angehörigen ergab sich ein höherer Prozentsatz an paroxysmalen Potentialen als bei den männlichen Probanden (61%:47%). Kinder zeigten die höchste, Eltern die niedrigste Quote an spezifischen und unspezifischen generalisierten paroxysmalen Potentialen. 5. 118 von 1618 (7,3%) näheren Verwandten hatten epileptische Anfälle und/oder spezifische EEG-Veränderungen. Dabei zeigte sich ein Überwiegen des weiblichen Geschlechts (9,3%:5,5%), ebenso auch bei den Angehörigen der weiblichen Probanden (9,3%:5,2%). Bei den Kindern war der Anteil am höchsten (13,8%; 17% bei Töchtern und 12% bei Söhnen), bei den Geschwistern (6,7%;8% bei Schwestern und 5% bei Brüdern) höher als bei den Eltern (5,2%; 8% bei Müttern und 3% bei Vätern). 6. Die Korrelationen zwischen der Häufigkeit der paroxysmalen EEG-Veränderungen und Alter wurden analysiert. 7. Bei 7 Familien konnte der Nachweis erbracht werden, daß die Krankheit mütterlicherseits über Großmütter, Mütter zu Enkelkindern weitervererbt wurde. 8. Bei keinem der Probanden lag Blutverwandtschaft der Eltern vor. In vielen Fällen epileptischer Geschwister bot mindestens ein Elternteil spezifische oder unspezifische paroxysmale EEG-Anomalien. 9. Die Ergebnisse legen den Schluß nahe, daß die Impulsiv-Petit-mal-Epilepsie eine Krankheit mit wahrscheinlich polygenem Erbgang ist. Dabei liegt die Schwelle für eine Manifestation der genetisch bedingten Krampfbereitschaft bei Frauen niedriger als bei Männern. 10. In unserem Krankengut waren 55% der männlichen und 65% der weiblichen Patienten verheiratet. Die Zahlen liegen unter den Vergleichsziffern in der Durchschnittsbevölkerung (78% verheiratete Männer und 77% verheiratete Frauen). 11. Die Wichtigkeit der Familienuntersuchung wird betont.
Notes:
Summary 319 patients with impulsive petit mal and 390 family members of the probands were examined clinically, genetically and electroencephalographically. The results are as follows. 1. The incidence of probands with genetic predisposition was 27.3%, which was higher than that (9.9%) found in 466 non-selected epileptic patients at the same clinic. The incidence was higher in female than in male probands (33.5%:21%). 2. The incidence of epilepsy among near relatives was 4.1% and was higher among female than male near relatives (5.4%:2.9%), higher among mothers than fathers (4.7%:1.9%), and higher among daughters than sons (9.8%:1.8%), but varied only slightly between sisters and brothers (4.6%:4.2%). The incidence was highest in sons and daughters (5.1%), intermediate in siblings (4.4%) and lowest in parents (3.3%). The relatives of female probands showed a higher incidence than those of male probands (6.0%:2.0%). 3. Impulsive petit mal was found in 15% of the 116 epileptic relatives, awakening grand mal in 17% and absence in 14%. 4. EEG examination showed unspecific paroxysmal abnormalities in 40% and specific abnormalities in 15% of 390 family members, incidences significantly higher than those in the control subjects. Relatives of female probands showed a higher frequency of paroxysmal EEG abnormalities than that in male probands (61%:47%). Offspring were found to have the highest, siblings an intermediate and parents the lowest frequency of paroxysmal as well as specific EEG abnormalities. 5. Of 1618 near relatives 118 (7.3%) showed epileptic seizures and/or specific EEG abnormalities. The incidence was higher in female than in male relatives (9.3%:5.5%) and higher in relatives of female probands than those of male probands (9.3%:5.2%). Offspring showed the highest (13.8%, 17% in daughters and 12% in sons), siblings an intermediate (6.7%, 8% in sisters and 5% in brothers), and parents the lowest level (5.2%, 8% in mothers and 3% in fathers). 6. Correlation between the incidence of EEG abnormalities and age among relatives was analyzed. 7. Pedigree studies showed maternal preponderance. 8. No proband was found to be born of a consanguineous marriage. There were many sibship cases in which one parent at least was found to have specific or paroxysmal EEG abnormalities. 9. It was concluded that the mode of inheritance of impulsive petit mal is most probably polygenic. Our hypothesis is (1) the etiology of the illness is more genetic less environmental in female patients (greater heritability). (2) Female subjects have a lower threshold for manifestation. 10. In our sample, 55% of male and 65% of female patients were married. Both figures were lower than those (78% for males and 77% for females) in the general population. 11. The importance of family study is emphasized.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00282192
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