ISSN:
1439-0361
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
Description / Table of Contents:
Zusammenfassung Der Einfluß von Störreizen auf das Energiebudget von Ringelgänsen wurde im Frühjahr 1991 in zwei Vorland-Salzwiesen des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer vergleichend untersucht. Die Häufigkeit störreizbedingter Reaktionen der Gänse (Störreizhäufigkeit) wurde als Index für die anthropogene Beeinflussung der Gebiete herangezogen. Die Beeinflussung war in Westerhever mit 1,5±0,7 Reaktionen/h signifikant größer als vor dem Norderheverkoog (1,0±0,6 Reaktionen/h). Mit zunehmender Aktivitätszeit wurde in beiden Gebieten im Verlauf des Frühjahres mehr umsetzbare Energie aufgenommen. In Westerhever haben die Gänse im Vergleich zu denen vor dem Norderheverkoog mit Ausnahme des Mai jeweils mehr umsetzbare Energie aufgenommen. Die energetischen Kosten (DEE) der Gänse wurden anhand der Zeit-Energie-Budget Methode und über die gemessene Körpermasseentwicklung von Fänglingen berechnet. Beide Methoden erzielten vergleichbare Ergebnisse; die Unterschiede betrugen je nach Gebiet 0,4 bis 4,5 %. In Westerhever verzeichneten die Gänse im Vergleich zu denen vor dem Norderheverkoog im Monatsmittel höhere energetische Kosten. Aus dem budgetierten Energieüberschuß (ΔE) wurde die theoretisch mögliche Reservestoffanlagerung (Änderung der Körpermasse) der Gänse berechnet. In Westerhever konnten die Gänse im Verlauf des Frühjahres 357 g Körperreserven anlagern. Bei den Gänsen vor dem Norderheverkoog waren es 399 g. Der Unterschied betrug 11,7 %, war aber nicht signifikant. Anhand von Fangdaten ist bekannt, daß Ringelgänse im langjährigen Mittel Körperreserven von 380 bis 400 Gramm anlagern. Die Störreizhäufigkeit des Tages bewirkte eine signifikante Veränderung der Budgetparameter DME und DEE und ΔE auf stündlicher Basis. In Westerhever stieg die Aufnahme an umsetzbarer Energie signifikant mit steigender Störreizhäufigkeit an. Vor dem Norderheverkoog verringerte sich diese jedoch signifikant. Die Energieaufwendungen stiegen in beiden Gebieten signifikant mit steigender Reizhäufigkeit an. Der Überschuß in der Energiebilanz der Gänse in Westerhever war an Tagen mit einer großen Störreizhäufigkeit um 8,7 % gegenüber den Tagen mit einer geringen Reizhäufigkeit verringert. Aufgrund fehlender kompensatorischer Nahrungsaufnahme war der Überschuß bei den Gänsen vor dem Norderheverkoog um maximal 27,5 % vermindert. Die Gänse in Westerhever haben störreizbedingte Zeitverluste bei der Nahrungsaufnahme und erhöhte energetische Kosten durch Verhaltensänderung und eine erhöhte Nahrungsaufnahme pro Zeit kompensiert. Aufgrund physiologischer Zwänge sind sie jedoch in dem stark vom Menschen beeinflußten Gebiet an die Grenzen ihrer Kompensationsmöglichkeit angelangt. Die errechnete Reservestoffanlagerung und auch der Jungvogelanteil im nachfolgenden Herbst waren geringer als bei den Gänsen vor dem Norderheverkoog.
Notes:
Abstract The impact of human disturbances on the energy budget of Brent Geese,Branta b. bernicla, during spring migration was investigated in two different salt marsh areas within the national park “Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer”, Germany. We used the frequency of disturbance-related reactions of the birds as an indicator of the anthropogenic influencing of the sites. The disturbance frequency was significantly higher in the Westerhever salt marsh (1,5±0,7 reactions/h) than in the Norderheverkoog area (1,0±0,6 reactions/h). Monthly activity and energy budgets of the birds were calculated from March to May, based on several simultaneous day-round field observations per month. The amount of daily metabolizable energy (DME) was calculated via dropping rate and digestability of the food. The daily energy expenditure (DEE) was calculated by means of the time-energy-budget methods and by calculations, using the bodymass changes of caught birds during spring. With both methods very similar results were obtained; they varied between 0,4 to 4,5 % per areas and month. The daily energy budget (Æ E) was calculated from DEE — DME. Due to an increasing daily activity time from March to Mai the DME increased in both areas. Compared to the Norderheverkoog area the DME of the birds in Westerhever was higher in March and April, and similar in Mai. DEE increased in both areas too and was in all months higher in Westerhever than in Norderheverkoog. The calculated bodymass changes of the birds during spring was 357 g for the birds in Westerhever and 399 g for the birds in Norderheverkoog. Bodymass measures from caught birds revealed a mean mass gain of 380 to 400 g during spring. The daily disturbance frequency caused a significant change in the budget parameters DME, DDE and Δ E on a hourly base. In Westerhever DME/h increased, while in Norderheverkoog DME/h decreased significantly with increasing disturbance frequency. At the same time DEE/h increased in both areas significantly. As a consequence Δ E/h was reduced at days with a high disturbance frequency; in Westerhever by 8,7 % and in Norderheverkoog by 27,5%. In the disturbed area the birds compensated the time-loss during feeding and the higher energetic costs during disturbance-related flights by a change in activity pattern and by an increased food consumption per time unit. Based on physiological constraints the birds reached their compensatory abilities. The calculated bodymass gain and the proportion of young birds in the flocks was reduced in autumn.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF01651377
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