Andreas Reckwitz

Das Ende der Illusionen

Politik, Ökonomie und Kultur in der Spätmoderne
Cover: Das Ende der Illusionen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518127353
Kartoniert, 305 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Noch vor wenigen Jahren richtete sich die westliche Öffentlichkeit in der scheinbaren Gewissheit des gesellschaftlichen Fortschritts ein:  Der weltweite Siegeszug von Demokratie und Marktwirtschaft schien unaufhaltsam, Liberalisierung und Emanzipation, Wissensgesellschaft und Pluralisierung der Lebensstile schienen die Leitbegriffe der Zukunft. Spätestens mit dem Brexit und der Wahl Donald Trumps folgte die schmerzhafte Einsicht, dass es sich dabei um Illusionen gehandelt hatte. Tatsächlich wird erst jetzt das Ausmaß des Strukturwandels der Gesellschaft sichtbar: Die alte industrielle Moderne ist von einer Spätmoderne abgelöst worden, die von neuen Polarisierungen und Paradoxien geprägt ist - Fortschritt und Unbehagen liegen dicht beieinander. In einer Reihe von Essays arbeitet Andreas Reckwitz die zentralen Strukturmerkmale der Gegenwart pointiert heraus: die neue Klassengesellschaft, die Eigenschaften einer postindustriellen Ökonomie, den Konflikt um Kultur und Identität, die aus dem Imperativ der Selbstverwirklichung resultierende Erschöpfung und die Krise der Liberalismus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.02.2020

Armin Nassehi hätte sich von seinem Kollegen Andreas Reckwitz mehr soziologisches Bewusstsein gewünscht. Die Lösungsansätze, die der Autor im Hinblick auf das ausgeführte Problem des an sein Ende gekommenen fortschrittsfreudigen Liberalismus skizziert, scheinen Nassehi allzu unentschieden und eher die Form von Ratgeberliteratur anzunehmen. Darüber hinaus rechnet der ganz in sein "Gesellschaftsdesign" vertiefte Autor laut Nassehi nicht mit der gesellschaftlichen Eigendanymik. Die Beschreibungen des kulturellen Kapitalismus und seiner Folgen im Band scheinen dem Rezensenten allerdings bestechend.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.01.2020

Tom Wohlfarth erfährt im Essayband des Kultursoziologen Andreas Reckwitz, wie ein anderer Liberalismus aussehen könnte. Der Autor nimmt laut Wohlfarth Aspekte seines Buches "Die Gesellschaft der Singularitäten" auf und führt sie weiter aus. Reckwitz' Rede von einem "regulativen Liberalismus" gefällt dem Rezensenten als möglicher dritter Weg zwischen Liberalismus und Antiliberalismus, der auf eine pluralistische Gesllschaft und zugleich auf den ökonomischen Liberalismus setzt. Wie sich dieser Weg in der Praxis gestalten könnte, darüber erfährt der Rezensent hier leider zu wenig.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.12.2019

Harry Nutt bekommt mit den Studien des Soziologen Andreas Reckwitz zum Wertewandel eine echte Alternative zum Muster vom Zusammenprall der Kulturen. Wie der Autor soziale und politische Verstörungen im Kleinen ausmacht, innerhalb von einst als homogen empfundenen Gesellschaften, findet Nutt aufschlussreich. Wenn Reckwitz Hyperkultur und Kulturessenzialismus als "Regime der Kulturalisierung" opponiert und dagegen eine Kultur des Allgemeinen empfiehlt, muss Nutt zwar soziologischen Jargon schlucken und eher "defensive" Lösungsvorschläge, das Deutungsmodell des Soziologen aber hilft ihm, seine Zeit besser zu verstehen.