Zusammenfassung
Es wird im engsten Anschluß an die Vorstellungen vonLiebig unter Benutzung des „Prinzips des kleinsten Zwanges” vonGauss ein Gesetz für die Wirkung der Nährstoffe im Innern der Pflanze (Innenwirkungsgesetz) aufgestellt. Dieses Gesetz stimmt praktisch fürjeden einzelnen Nährstoff mit dem Wirkungsgesetz vonMitscherlich überein, für das Zusammenwirkensämtlicher Nährstoffe fließen aus ihm jedochgänzlich andere Folgerungen.
Unter der Voraussetzung, daß es für jede Pflanze eine „ideale” Zusammensetzung der Nährstoffe, ein „Idealgemisch”, gibt, wird der „spezifische Wirkungswert” eines Nährstoffgemisches definiert.
Es wird an Hand primitiver Vorstellungen eine Annahme darüber gemacht, wie das Wachstum der Pflanze während ihrer Vegetationszeit durch die verschiedenen Wachstumsfaktoren bedingt wird. Aus diesen Annahmen folgt ein Wachstumsgesetz und aus diesem wiederum ein Ertragsgesetz.
Dieses Ertragsgesetz erklärt in durchaus natürlicher Weise die bei fortgesetzter Steigerung eines Nährstoffes eintretende „Ertragsdepression”.
Es erklärt auch die bei Verbesserung der Nebenbedingungen sich zeigende Verschiebung der relativen Ertragskurve.
Es werden Folgerungen aus dem abgeleiteten Ertragsgesetz angegeben, mit denen das Gesetz und die ganze Theorie steht und fällt, und die daher der Nachprüfung durch Versuche anempfohlen werden.
Literatur
Es sei hier vor allem auf die zusammenfassende Arbeit vonK. Boresch: „Über Ertragsgesetze bei Pflanzen.” (Erg. Biol.4, 130 [1928]) hingewiesen. Dort wird über sämtliche das Problem betreffende Arbeiten berichtet und es ist ein vollständiges Literaturverzeichnis angefügt.
Durch Nullsetzen der Ableitung der Quadratsumme nachy.
Die Bezeichnung „Wirkungseinheit” hat nur Sinn, wenn diese ”Einheit” etwas Festes, von den Nebenbedingungen Unabhängiges ist. D. h. diese Bezeichnung war an die Gültigkeit desMitscherlichschen Gesetzes gebunden. Deshalb wurde sie hier durch die freiere, an kein Gesetz gebundene Bezeichnung „Halbwertmenge” ersetzt.
Soll die Kohlensäure, die nicht aus dem Boden sondern aus der Luft in die Pflanze aufgenommen wird, in die hehandelten „Nährstoffe” einbezogen werden, so steht dem nichts im Wege, sofern man annehmen darf, daß sich die oberirdische „Wurzeloberfläche” mit dem Größerwerden der Pflanze ebenso ändert (proportional (y:y 0 )p), wie die unterirdische.
Es könnte als Widerspruch erscheinen, daß die Gleichung (17) als kleinsten möglichen Zuwachs der Pflanzensubstanz den Werty 0 angibt. Es müßte doch bei fortgesetzter Verschlechterung der Wachstumsbedingungen schließlich für z=0, dem ja nach Gleichung (18) und Abb. 1 Δt 1 =0 entspricht,y=0 herauskommen. Daß das nicht der Fall ist, hat seinen Grund in der Wahl der Zeiteinheit. Mitt 1 wurde jene Zeit bezeichnet, in der die Pflanze auf die Hälfte ihrer Endsubstanz (einschließlich der Aussaat bzw. der Substanzmengey 0 zur Zeitt=0) kommt. Sinkt nun bei Verschlechterung der Wachstumsbedingungen diese Zeit auf den Wert Null herab, so muß für diese Zeitt=t 0 =0 die Pflanze definitionsgemäß den halben Endertrag haben. Der Endertrag selbst muß also in diesem Falle gleich 2y 0 sein. Das abgeleitete Ertragsgesetz hat somit nur Sinn fürA:y 0 größer als 2. Wenn man den Beginn der Zeitrechnung mit dem Beginn des Wachsens zusammenlegt, so daßy 0 die Aussaat bedeutet, so ist in der Praxis die obige Bedingung immer erfüllt. Bezeichnet man einen späteren Zeitpunkt mitt=0, so muß der in diesem Zeitpunkt vorhandene Substanzbetragy 0 gegenüber dem Endbetrag zu vernachlässigen sein, wenn das obige Gesetz anwendbar sein soll.
Rippel, A.: Z. Pflanzenernährung u. Düngung (A)8, 73 (1926).
Boresch, K.: Erg. Biol.4, 184/185.
Siehe etwaBoresch, K.: Planta2, 380 (1926). —Meyer, R.: Diss. Göttingen 1926.—Mitscherlich, E. A. undDühring, F.: Königsberger Gelehrte Ges.1928, 17. —Rippel, A.: Z. Pflanzenernährung u. Düngung (A)7, 1; 8, 38;12, 65. —Söding, H.: Planta6, 482 (1928).
Baule, B.: Landw. Jb.63, 889.
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Baule, B. Spekulative Wachstumsforschung. Planta 10, 84–107 (1930). https://doi.org/10.1007/BF01911537
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