Geschichte

Die Gesellschaft für Geschichte der Wissenschaften, der Medizin und der Technik e. V.  (GWMT) wurde 2017 durch einen Zusammenschluss der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte und der Deutschen Gesellschaft für die Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V.  (DGGMNT) gegründet. Sie ist die mitgliederstärkste Vereinigung von Forschenden in diesen Bereichen im deutschsprachigen Raum.

Geschichte der GWMT

Die heutige Gesellschaft entstand 2017 durch den Zusammenschluss der Gesellschaft für
Wissenschaftsgeschichte (GWG) und der Deutschen Gesellschaft für die Geschichte der
Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V. (DGGMNT).

1.1 Deutsche Gesellschaft für die Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V. (DGGMNT) (1901–2017)

Die Gesellschaft für die Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V. (DGGMNT) wurde am 25. September 1901 unter dem Namen Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften von Karl Sudhoff unter Beteiligung von Friedrich Helfreich gegründet. Sie versteht sich damit als die älteste wissenschaftshistorische Fachgesellschaft der Welt. Die Gesellschaft wurde am 25. Januar 1952 in das Vereinsregister des Amtsgerichts Frankfurt a.M. eingetragen.

Die Gesellschaft stellte sich satzungsgemäß die Aufgabe der Pflege und Förderung der Geschichte der Medizin, Naturwissenschaften und Technik vor dem Hintergrund der allgemeinen Wissenschaftsgeschichte. Zum Zweck der Verbreitung von Forschungsergebnissen und der wissenschaftlichen Vernetzung wurden Jahrestagungen eingerichtet, die ab 1902 an wechselnden Standorten ausgerichtet wurden.

Seit 2008 veröffentlichte die Gesellschaft vierteljährlich die Zeitschrift NTM – Zeitschrift für Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin, die 1960 von Georg Harig und Alexander Mette begründet worden war. Das zusätzlich regelmäßig veröffentlichte Nachrichtenblatt der Gesellschaft diente der internen Kommunikation, der Verbreitung von Forschungsergebnissen und der Berichterstattung über Tätigkeiten der Gesellschaft. Es erscheint bis heute in Form des halbjährig veröffentlichten Newsletters der Nachfolgegesellschaft GWMT.

1.2 Abspaltung und Gründung der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte e.V. (GWG) (1965 – 2017) und der „Fall Berg“ (1964)

Die Gründung der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte e.V. (GWG) wurde am 6. Oktober 1964 von einer Gruppe Hochschullehrern beschlossen, die ein „Forum wissenschaftlicher Arbeit auf hohem Niveau“ forderten. Die Abspaltung von der DGGMNT kritisierte die traditionalistische Kleingruppenarbeit der Tagungen und setzte sich für die interdisziplinäre Betrachtung der Wissenschaftsgeschichte ein, die von nun an auch die Geistes- und Sozialwissenschaften einschließen sollte.

Auslöser der Abspaltung war die Debatte um die Umhabilitierung des Medizinhistorikers und ehemaligen SS-Offiziers Alexander Berg nach Göttingen. Auf der Tagung der DGGMNT 1964 kam es in Wien zu Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Stimmen innerhalb der Gesellschaft, in denen unter Anderem Gernot Rath und Erwin H. Ackerknecht eine Rolle spielten. Kurz darauf kam es zum ersten Treffen der neu gegründeten Gesellschaft am 23. und 24. Januar 1965. Das erste Symposion folgte vom 20.–22. Oktober 1965 in Münster, zu dem 12 Referenten und 30 Teilnehmer erschienen. Ende 1965 umfasste die Mitgliederzahl der GWG 54 Personen.

Die Gesellschaft hob sich in Mitgliederkonzept und Tagungsformat bewusst von der DGGMNT ab. Die Symposien der GWG umfassten ein gewähltes, vorbereitetes Thema, das überdisziplinär im Rahmen von 30-minütigen Vorträgen im Plenum bearbeitet wurde. Zudem wurde die Mitgliederzahl auf 100 Personen beschränkt, die nur auf Vorschlag eines Mitglieds in die Gesellschaft eintreten konnten.

Die GWG publizierte unter Anderem seit 1978 die Fachzeitschrift Berichte zur Wissenschaftsgeschichte.

1.3 Zusammenschluss der DGGMNT und GWG als Gesellschaft für die Geschichte der Wissenschaften, der Medizin und der Technik (GWMT) (2017–heute)

Auf den ab 2006 eingerichteten gemeinsam durchgeführten Jahrestagungen förderten die Mitglieder der DGGMNT und GWG die gegenseitige Anerkennung und den wissenschaftlichen Austausch. Ab 2013 wurde über eine erweiterte Zusammenarbeit und mögliche Fusionierung nachgedacht, ab 2014 die Fusionierung konkret geplant. Am 22. April 2016 wurde auf Einladung des Präsidenten der GWG, Heiner Fangerau, und des Vorsitzenden der DGGMNT, Friedrich Steinle , in Frankfurt am Main die GWMT gegründet, die als Dachgesellschaft die beiden existierenden Gesellschaften zusammenführen sollte. Dem Gründungsvorstand gehörten als Mitglieder beider Gesellschaften Friedrich Steinle (Vorsitzender), Heiner Fangerau, Helmuth Trischler, Marion Maria Ruisinger, Philipp Osten, Michael Schneider, Nadine Metzger, Alexander von Schwerin und als Vertretende der herausgegebenen Zeitschriften Cornelius Borck und Heike Weber an. Am 21. Dezember 2016 wurde die neue Gesellschaft ins Vereinsregister eingetragen. Im gleichen Jahr begannen DGGMNT und GWG damit, schrittweise Aufgabenbereiche an die neue Gesellschaft zu übertragen, und nahmen keine neuen Mitglieder auf. Bei einer zeitgleich durchgeführten Mitgliederversammlung aller drei Gesellschaften am 22. September 2017 delegierten die beiden Altgesellschaften alle ihre Kernaufgaben an die GWMT und die neue Gesellschaft wählte ihren ersten regulären Vorstand (siehe Auflistung unten), so dass die GWMT ihre Arbeit aufnehmen konnte. Am 12. September 2018 beschlossen DGGMNT und GWG ihre jeweilige Auflösung zum Ende des Jahres 2018.

Die GWMT übernahm von der DGGMNT die regelmäßige halbjährige Publikation eines Nachrichtenblatts, das inzwischen als digitaler Newsletter erscheint, und den Termin der Jahrestagung an drei Tagen Mitte/Ende September, wobei die inhaltliche Ausrichtung auf ein rahmendes Oberthema aus dem Tagungskonzept der GWG übernommen wurde.

Die Gesellschaft betraute 2017 das Mitglied des ersten Vorstands Bettina Bock von Wülfingen mit der Entwicklung des öffentlichen Auftritts (Webseite, Newsletter und Logo) der Gesellschaft, der seit Januar 2018 in digitaler Form die GWMT repräsentiert.

Bisherige Vorstände der GWMT

  • Seit 2023
    Vorsitzender: Noyan Dinçkal 
    1. stellvertretende Vorsitzende: Christina Brandt
    2. stellvertretender Vorsitzender: Philipp Osten
    Vertreterin für die Angelegenheiten des wissenschaftlichen Nachwuchses: Carola Oßmer
    Vertreter für die Angelegenheiten des Mittelbaus: Christian Zumbrägel
    Schatzmeister: Axel C. Hüntelmann
    Schriftführerin: Nadine Metzger
    Öffentlichkeitsarbeit: David Freis 

  • 2021
    Vorsitzende: Eva Brinkschulte
    1. stellvertretende Vorsitzender: Carsten Reinhardt
    2. stellvertretender Vorsitzender: Noyan Dinçkal  
    Vertreterin für die Angelegenheiten des wissenschaftlichen Nachwuchses: Carola Oßmer 
    Vertreter für die Angelegenheiten des Mittelbaus: David Freis
    Schatzmeister: Stefan Krebs
    Schriftführerin: Nadine Metzger
    Öffentlichkeitsarbeit: Bettina Bock von Wülfingen

  • 2020
    Vorsitzender: Carsten Reinhardt
    1. stellvertretende Vorsitzende: Mariacarla Gadebusch Bondio
    2. stellvertretender Vorsitzender: Helmuth Trischler
    Vertreterin für die Angelegenheiten des wissenschaftlichen Nachwuchses: Nadine Holzmeier
    Vertreterin für die Angelegenheiten des Mittelbaus: Nadine Metzger
    Schatzmeister: Stefan Krebs
    Schriftführer: Alexander von Schwerin
    Öffentlichkeitsarbeit: Bettina Bock von Wülfingen

  • 2017
    Vorsitzender: Carsten Reinhardt
    1. stellvertretende Vorsitzende: Mariacarla Gadebusch Bondio
    2. stellvertretender Vorsitzender: Helmuth Trischler
    Vertreterin für die Angelegenheiten des wissenschaftlichen Nachwuchses: Nadine Holzmeier
    Vertreterin für die Angelegenheiten des Mittelbaus: Nadine Metzger
    Schatzmeisterin: Marion Ruisinger
    Schriftführer: Alexander von Schwerin
    Öffentlichkeitsarbeit: Bettina Bock von Wülfingen

Weiteres zur Geschichte der DGGMNT

Die Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V. war die älteste wissenschaftshistorische Fachgesellschaft der Welt. Sie wurde am 25. September 1901 als „Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften“ gegründet und am 25. Januar 1952 in das Vereinsregister des Amtsgerichts Frankfurt a. M. eingetragen.

Satzungsgemäße Aufgaben der Gesellschaft waren Pflege und Förderung der Geschichte der Medizin, Naturwissenschaften und Technik unter Berücksichtigung der allgemeinen Wissenschaftsgeschichte, die Verbreitung entsprechender Forschungsergebnisse und deren Nutzbarmachung für Wissenschaft, Forschung und Praxis. Diesem Zweck dienten insbesondere die Jahrestagungen, die in der Regel am letzten Septemberwochenende stattgefunden haben. Die Gesellschaft pflegte Verbindungen zu deutschen, ausländischen und internationalen Fachgesellschaften, die sich ebenfalls den von ihr vertretenen Gebieten widmeten.

Eine besondere Aufgabe sah die DGGMNT in der Förderung des Nachwuchses. Jüngere Wissenschaftler_innen nutzten die Gelegenheit, im Vorfeld der Jahrestagungen auf den Treffen des Driburger Kreises Ergebnisse und Erfahrungen auszutauschen.

Das Nachrichtenblatt der Gesellschaft diente der Kommunikation unter den Mitgliedern der Gesellschaft, der Berichterstattung über die Tätigkeit der Gesellschaft, der Verbreitung wissenschaftlicher Nachrichten und der Information über Veranstaltungen und Projekte. Die Mitgliedschaft in der DGGMNT stand allen an der Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik Interessierten offen. 

Die archivierte Version der Webseiten der DGGMNT ist seit Oktober 2020 im Online-Katalog der Bayerischen Staatsbibliothek auffindbar unter der B3Kat-ID: BV046904693.

Hier finden Sie alle Ausgaben des Nachrichtenblattes der DGGMNT (von 2010 bis 2017)

Weiteres zur Geschichte der GWG

Betrachtet man die Geschichte der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte e.V. (GWG), so verdankt sich ihre Entstehung einem ganzen Bündel von historischen Bedingungen:

Zu Beginn der sechziger Jahre begann die Diskussion über die notwendigen Reformen der deutschen Universität, neue Hochschulen entstanden, die Studenten der ersten Nachkriegsgeneration waren geprägt von kritischem Geist und und fragten nach dem Verhalten ihrer Lehrer in der Zeit des Nationalsozialismus. In dieser Zeit, etwa 20 Jahre nach Kriegsende, bröckelte die Mauer des unbußfertigen Schweigens und auch die Verstrickung von Hochschullehrern in der Zeit des Nationalsozialismus wurde Stück für Stück publik. Gleichzeitig waren die Vorwehen der Studentenrevolte von 1967/68 spürbar.

Zu diesem Zeitpunkt standen der Wissenschafts- und Medizingeschichte als Publikationsorgan Sudhoffs Archiv (gegründet 1907) und als Fachgesellschaft die Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik (DGGMNT) zur Verfügung, eine mitgliedsstarke populärwissenschaftliche Gesellschaft. Den neuen Lehrstuhlinhabern, die die Wissenschaftsgeschichte und die an den medizinischen Fakultäten in der Reform des Medizinstudiums etablierte Medizingeschichte aus ihrer wenig angesehenen Randexistenz führen wollten und um Anerkennung und Akzeptanz durch die etablierten Geschichtswissenschaften bemüht waren, genügte es nicht mehr, Tagungen in einer kleinen Gruppe von Traditionalisten, im Sinne von „Familientreffen“ (Anke Jobmann: Familientreffen versus Professionselite? Berlin 1998) durchzuführen. Ein Forum wissenschaftlicher Arbeit auf hohem Niveau wurde gebraucht. Als im Januar 1964 der Vorstand der Gesellschaft durch den Versuch eines durch seine Aktivitäten im Dritten Reich schwer belasteten Mitglieds sich in Göttingen zu habilitieren, in Misskredit geriet und der öffentliche Streit bis zur Jahrestagung in Würzburg nicht beigelegt werden konnte, beschloss eine Gruppe von Hochschullehrern am 6. Oktober 1964 in Münster die Gründung einer neuen Gesellschaft. Der „Fall Berg“ – dies muss festgehalten werden – war letzlich der Anlass aber nicht der Grund für den Versuch eines Neuanfanges.

Überzeugt davon, dass die Wissenschaftsgeschichte eine wesentliche Rolle für das Verständnis einer längst durch Wissenschaft erklärten und von Technologie aufrechtgehaltenen Gesellschaft hat, erschien es „den Gründern der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte als ein brennendes Problem, den allgemeinen Grundproblemen der Wissenschaften eine entscheidende Anstrengung zu widmen und das allgemeine Phänomen „Wissenschaft“ im überdisziplinären Kreis zu analysieren“ (Rothschuh). Zur Erreichung dieses Zieles sollte die Gesellschaft drei Bedingungen erfüllen:

Wissenschaftsgeschichte dürfte nicht auf die Geschichte der Medizin, Naturwissenschaften und Technik beschränkt sein, sondern die Geschichte aller Wissenschaften (im deutschen Wortsinn) umfassen, von der Geschichte der Theologie bis zur Geschichte der Technik, also die Geschichte der Geistes- und Sozialwissenschaften einschließen.
Die Tagungen der Gesellschaften sollten ein nach Diskussion gewähltes, sorgfältig vorbereitetes Thema haben, zu dem im Prinzip alle Disziplinen Beiträge liefern konnten. Die Referate sollten nicht länger als 30 min umfassen, damit mindestens eben diese Zeit zur gründlichen Diskussion bereit stände.
Zur Hebung des wissenschaftlichen Niveaus sollte die Gesellschaft keine Publikumsgesellschaft, sondern eine Zuwahlgesellschaft sein. Neue Mitglieder wurden in geheimer Wahl auf Vorschlag eines Mitgliedes, dem zwei schriftliche Voten zugefügt waren, gewählt. Die Promotion war in der Regel Voraussetzung hierfür. Auch sollte die Mitgliederzahl auf 100 Personen beschränkt werden.

Der Einladung zum 1. Symposion der Gesellschaft am 23./24. Januar 1965 folgten 24 Teilnehmer. Unter der Leitung von Karl Eduard Rothschuh wurden fünf Referate gehalten zur gegenwärtigen Situation der Medizingeschichte (Schipperges), der Pharmaziegeschichte (Schmitz), der Geschichte der exakten Naturwissenschaften (Fleckenstein), der Wissenschaftsgeschichte in den USA (Ackerknecht) und der Geistesgeschichte im Rahmen der Wissenschaftsgeschichte (Schoeps). Danach wurde die „Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte“ offiziell konstituiert und der 1. Vorstand gewählt: Präsident (Rothschuh), Vizepräsident (Lichtenthaeler), Schriftführer (Seidler), Schatzmeister (Philipp). Vom 20. – 22. Oktober 1965 fand dann in Münster das erste ordentliche Symposion mit 12 Referenten und 30 Teilnehmern statt. 20 neue Mitglieder wurden aufgenommen, so dass Ende 1965 die Zahl der Mitglieder schon 54 betrug. Ein erfolgreicher Anfang war gemacht.

Seit diesem Anfang hat sich die GWG, aber auch die DGGMNT kontinuierlich entwickelt. Mit den Berichten zur Wissenschaftsgeschichte, die im Verlag VCH Wiley erscheinen, verfügt die GWG über ein erfolgreiches Publikationsorgan, in dem die in der GWG etablierte Kultur des offenen fachlichen Diskurses national wie international sichtbar wird. Die Jahrestagungen der GWG bieten heute mehr denn je ein Forum zum Austausch über die Geschichte der Wissenschaften einschließlich der damit verbundenen methodischen und erkenntnistheoretischen Fragestellungen.

Die DGGMNT hat inzwischen ihre Vergangenheit wissenschaftlich aufgearbeitet und ist seit vielen Jahren eine lebendige Fachgesellschaft. Die gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung der Gesellschaften sowie der rege wissenschaftliche Austausch zwischen ihren Mitgliedern wird in den seit 2006 im Rhythmus von drei Jahre gemeinsam durchgeführten Jahrestagungen greifbar.

Die archivierte Version der Webseiten der GWG ist seit Oktober 2020 im Online-Katalog der Bayerischen Staatsbibliothek auffindbar unter der B3Kat-ID: BV046904736.